Alle packen an – Ein Kommando schweißt zusammen

Alle packen an – Ein Kommando schweißt zusammen

Zehn Eurofighter und rund 200 Soldaten waren für zwei Wochen in den Niederlanden. Bei der Übung Frisian Flag in Leeuwarden standen Luftoperationen über der Nordsee im Mittelpunkt. Das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ war bereits zum sechsten Mal mit den Eurofightern an der Übung im Norden der Niederlande dabei. Für einige Geschwaderangehörige aus Nörvenich gehört Frisian Flag schon fast zum Jahresprogramm.

 

Für andere war es das erste Mal, dass sie so eine Verlegung mitmachen durften. Zu ihnen gehört auch Oberleutnant Robert Schuster, der als Technischer Offizier seit kurzem bei der Instandsetzungs- und Elektronikstaffel ist. Als frisch gebackener Absolvent des Studienfachbereichs Luft- und Raumfahrttechnik hat er erst Ende vergangenen Jahres den Hörsaal mit einem Platz am Eurofighter getauscht. Nachdem er im Geschwader bereits alle technischen Bereiche kennenlernen konnte, war es für ihn die erste große Übung an der er teilnahm. „Neugierig war ich schon, wie ein Verlegekommando so abläuft“, erzählt er. „Endlich war es dann soweit und das Geschwader verlegte zehn Eurofighter nach Leeuwarden. Hinzu kamen noch rund 200 Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiter des Geschwaders, externes Personal aus dem Einsatzführungsbereich, dem Zentrum Elektronischer Kampf und dem Führungsunterstützungsbereich.“ Bevor die Übung richtig losgehen konnte, mussten zunächst die Kommunikations- und Computernetze für die Technik und die Piloten aufgebaut und in Betrieb genommen werden. All das war bereits vom Vorkommando erledigt worden, das bereits zwei Wochen vor Beginn der Übung anreiste.

 

Nach dem Außencheck steigt der Pilot ins Cockpit des Eurofighters. (Quelle: Luftwaffe/Ulrich Metternich)

 

Lange Tage für den Klarstand

Der Übungsalltag bescherte Piloten und Technikern lange Dienstzeiten. Bereits früh morgens um sechs Uhr verließen die ersten Piloten und Techniker ihre Unterkünfte und machten sich auf den Weg zur Arbeit. Während die Piloten in die Flugplanung und das Flight-Briefing mit den anderen Nationen einstiegen, kümmerten sich die Techniker um die Jets. „Für die erste Runde, wie die Flugperiode am Vormittag auch kurz genannt wird, muss alles bereit sein“, erzählte der 26-jährige Oberleutnant. Das heißt, die Wartungscrews führten die obligatorische Vorflugkontrolle durch und tankten den Jet falls nötig nochmal nach. . Kurz nach 9 Uhr erschienen die Piloten mit Kampfweste, G-Hose und Helm an den Flugzeugen. Die Wartungscrew meldete dem Piloten den Klarstand der Maschine. Der Pilot kontrollierte den Jet und machte seinen „Walkaround“, wie die Außenkontrolle im Fliegerjargon heißt. Danach stieg er in seinen Eurofighter und begann mit den Cockpit-Checks. Oberleutnant Schuster war beeindruckt: „Es ist spannend, mit anzuschauen, wie eingespielt alle Akteure sind. Jeder Handgriff sitzt und alles funktioniert wie in einem großen Räderwerk. Und wenn mal nicht, dann sind die Spezialisten der verschiedenen Fachgruppen sofort zur Stelle, um das Problem zu lösen.“

 

Deutsche Wartungscrew und niederländische Tankwagenfahrerin betanken die Eurofighter. (Quelle: Luftwaffe/Ulrich Metternich)

 

Team-Geist wird groß geschrieben

„Jeder packt an und alle helfen mit bei der Wartung der Flugzeuge“, weiß Robert Schuster und ergänzte: „Die Zusammenarbeit ist hier noch enger als zu Hause. Auf dem Kommando sind alle auf kleinstem Raum konzentriert. So bekommt man einen noch tieferen Einblick in die verschiedenen Bereiche. Auch das Zusammensein mit anderen Nationen ist eine besondere Erfahrung. Wann sieht man schon mal eine Mirage 2000 oder eine F-15 Eagle aus nächster Nähe! Für mich war es toll, überall dabei zu sein und sogar selbst Hand anlegen zu können. Einmal habe ich beispielsweise am Eurofighter beim Wechsel der Steuereinheit für das Kabinendach geholfen.“ Aber nicht nur bei den Deutschen stand der Teamgeist im Vordergrund. Auch bei den Gastgebern von der Royal Netherlands Air Force (RNLAF), die jederzeit ansprechbar waren und halfen, wo sie konnten. Für jede teilnehmende Einheit war eine Reihe von Ansprechpartnern eingeteilt, die rund um die Uhr zur Verfügung standen. „Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen, denn nicht nur innerhalb des deutschen Kontingents war diese Zusammenarbeit hervorragend, sondern auch auf internationaler Ebene zwischen den verschiedenen Staffeln“, resümierte Oberleutnant Schuster.

 

Techniker beim Wechsel eines Bauteiles am Kabinendach eines Eurofighters. (Quelle: Luftwaffe/Ulrich Metternich)

 

Internationaler Erfahrungsaustausch

Nicht nur auf fliegerischer Ebene wurden vielen Expertisen ausgetauscht. Auch die Techniker profitierten von dieser internationalen Übung. Nach der Umrüstung vom Tornado auf den Eurofighter im Jahr 2010 hatte das TaktLwG 31“B“ erstmals wieder Laserzielbeleuchter (LDP – Laser Designator Pod) auf einer Übung mit im Gepäck. Einer der Spezialisten für den LDP war der 26-jährige René Frank. Er ist Avionik-Meister im Fachbereich Rechen-Navigation und Waffenelektronik (RNW) und einer von rund 50 zivilen Technikern, die im Geschwader bei der Wartung und Instandsetzung des Eurofighters eingesetzt sind. „In den letzten Jahren hat unsere Teileinheit LDP-RECCE Lite-Instandsetzung, auch LDP-Werkstatt genannt, als Dienstleister hauptsächlich für andere Geschwader gearbeitet. Denn wir sind in der Bundeswehr die einzigen, die für Wartung und Instandsetzung zertifiziert sind. Auf der Übung blicken wir dann noch ein wenig über den Tellerrand und sehen, was unser Pod leisten kann. Auch im Vergleich zu Nationen wie den Niederlanden und Großbritannien, die den gleichen LDP mit F-16 und Tornado einsetzen. Frisian Flag war für unseren Bereich eine gute Vorbereitung für die im kommenden September geplante Abwurfkampagne in Schweden, wo es dann bei der Zielbeleuchtung auf den LDP ankommt“, sagte René Frank.

 

Techniker überprüft mit einem Pilotenhelm eingespiegelte Cockpitanzeigen. (Quelle: Luftwaffe/Ulrich Metternich)

 

Der Eurofighter wird immer vielseitiger

Nach dem bisher erfolgreichen Einsatz in der Luft-zu-Luft-Rolle, sollen die Eurofighter der Luftwaffe bald auch das Einsatzspektrum Luft-Boden in vollem Umfang übernehmen. Die Qualifizierung der Piloten und Techniker in dem Bereich ist im vollen Gang. Major Patrick B. gehört zu den wenigen Piloten, die noch Erfahrungen aus den Tornado-Zeiten des Geschwaders mitbringen. Jetzt ist der 34-Jährige einer der Ersten, die sich in der Luft-Boden-Ausbildung befinden. Mit 700 Flugstunden im Eurofighter zählt er zu den erfahrenen Piloten im Geschwader und blickt positiv auf Frisian Flag 2017 zurück: „Diese Übung ist für uns alle unheimlich wertvoll. Das gilt nicht nur für erfahrene Hasen, sondern auch für jüngere Pilotinnen und Piloten. Es dient der Festigung der Kenntnisse und Fertigkeiten für große Luftoperationen. Für die Erfahreneren sind es die Einsätze als „Mission Commander“, die eine Herausforderung darstellen. Wenn man Luftoperationen in hochkomplexen Szenarien mit bis zu 50 Luftfahrzeugen selber plant und dann auch so erfolgreich durchführen kann, dann ist man am Ende des Tages doch sehr zufrieden.“

 

Im Bereich Luftangriff baue man auf bewährte Verfahren vom Tornado auf, die für das Waffensystem Eurofighter nun angepasst werden. Hinzu kommen erste Erfahrungen im Bereich Luftnahunterstützung und der flexiblen und zeitkritischen Zielbekämpfung für einsitzige Kampfflugzeuge. Damit werden derzeit die Grundlagen für zukünftige Einsatzverfahren mit dem Eurofighter Multirole (EF MR) gelegt.

 

Jubiläums-Eurofighter „Oswald Boelcke“ beim Start Richtung Nörvenich. (Quelle: Luftwaffe/Ulrich Metternich)

 

Übung erfolgreich abgeschlossen

Für Major Patrick B. ist das diesjährige Kommando Frisian Flag gut gelaufen: „Das hat uns wieder ein Stück weitergebracht“, meinte er und fügte hinzu: „Dank der unermüdlichen Arbeit der Techniker, konnten wir viele unterschiedliche Ausbildungsflüge auf der Übung durchführen. Durch die große Zahl der Flüge, die man hier in zwei Wochen absolviert, zeigt die Lernkurve permanent nach oben. Im Hinblick auf weitere NATO-Überprüfungen konnten wir wertvolle Erfahrungen für die Zukunft sammeln.“

 

Autor: Ulrich Metternich/Luftwaffe

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