„Auge und Ohr“ für die NATO – 35 Jahre AWACS-Verband

„Auge und Ohr“ für die NATO – 35 Jahre AWACS-Verband

Sie sind immer unterwegs. Sie überwachen den Luftraum über dem Baltikum, über Syrien oder bei Staatsbesuchen über Deutschland. Auch im Kampf gegen Schmuggler im Mittelmeer unterstützen sie. Die AWACS-Maschinen der NATO sind weltweit im Einsatz. Aber kaum jemand weiß, dass der Heimatstützpunkt der multinationalen Flotte seit 35 Jahren Geilenkirchen ist.

 

Großer Zapfenstreich zum Jubiläum des AWACS-Verbandes. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Dieses besondere Jubiläum feierten viele Gäste auf dem NATO-Flugplatz Geilenkirchen-Teveren mit. Zum Großen Zapfenstreich mit dem Wachbataillon aus Berlin kamen bereits 5.000 Besucher, zum Tag der offenen Tür fast 40.000. Und die militärischen Gäste bei der offiziellen Jubiläumsfeier unterstrichen die nationale und weltweite Bedeutung des E-3A-Verbandes. Unter ihnen General Curtis M. Scaparrotti, der Oberste Alliierte Befehlshaber Europas (Supreme Allied Commander Europe, kurz: SACEUR), und Generalleutnant Joachim Wundrak, Kommandeur des Zentrums Luftoperationen, der bei diesem Festakt auch den Inspekteur der Luftwaffe vertrat.

 

General Curtis M. Scaparrotti, der Oberste Alliierte Befehlshaber, bei seiner Festrede. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Auf der NATO Air Base arbeiten 400 Luftwaffensoldaten

Beim Antreten zum Festakt gab es besonders viele bunte Uniformen, denn im multinationalen Verband arbeiten rund 1.300 Soldaten und zivile Angestellte aus 17 Nationen. Zur Luftwaffe gehören rund 400 Soldaten. Einer von ihnen ist Jürgen Wieczarkowiecz aus Aachen. Der Stabsfeldwebel gehört seit 1990 zum Einsatzverband in Geilenkirchen und arbeitet als Surveillance Operator im Radarführungsdienst auf einer der 16 AWACS-Maschinen. Bis zu 12 Stunden sitzt er dann konzentriert vor seinem Monitor, tauscht Daten mit den Bodenstationen aus und bearbeitet Funksprüche auf zehn Kanälen. „Mein Herz schlägt für diesen Verband. Wir sind wie eine große Familie. Teamgeist wird hier ganz groß geschrieben. Einzelkämpfer können wir an Bord nicht gebrauchen“, beschreibt er das Arbeitsklima an Bord.

 

Die Soldaten und Zivilisten des AWACS-Verbandes kommen aus 17 Nationen. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Seine Nachbarin, Navy-Lieutenant Meredith Work, kommt aus der USA, ihr Nebenmann, Chief Master Sergeant Paolo Albanese, aus Italien. Das ganze Team in der mit Überwachungstechnik vollgepackten und umgebauten Boeing 707 trägt einheitliche Overalls, keine nationalen Uniformen. Nur am Hoheitsabzeichen auf den Oberarmen erkennt man die Herkunft der Soldaten.

 

Eine AWACS ist ein Tower über den Wolken

Der multinationale E-3A-Verband ist einer von zwei Einsatzverbänden der NATO-Frühwarnflotte. Eine AWACS (Airborne Warning and Control System) ist mit einem fliegenden Tower vergleichbar. „Wir können in einem Umkreis von rund 400 Kilometern alles erfassen, selbst Tiefflieger und Schiffe auf hoher See“, erklärt Stabsfeldwebel Wieczarkowiecz. „Wenn wir in Frankfurt/Main aufsteigen, können wir sehen, was in London passiert. Das schafft kein Flugplatztower.“ Bei Luftoperationen ist die AWACS außerdem das Auge und Ohr für die Piloten. Sie versorgt Jagdflugzeuge mit einem 360-Grad-Radarbild und ist das „Gehirn“ für die gesamte Operation, quasi eine fliegende Kommandostation. Stabsfeldwebel Wieczarkowiecz war schon überall auf der Welt im Einsatz. Was ihn am meisten an seiner Arbeit, abgesehen von den multinationalen Kollegen, der Technik und dem guten Teamgeist, reizt? „Wir haben jeden Tag neue Aufträge. In meinem Job gibt es keine Routine. Kein Tag ist wie der andere. Und unser Dienst ist anspruchsvoll. So kann es bei einer Übung auch mal notwendig sein, einen Flugzeugträger zu ‚knacken‘. Die Arbeit in der Fliegenden Gruppe des Verbandes – das ist mein Leben.“
 

Der deutsche Kommandeur des E-3A-Verbands, Brigadegeneral Karsten Stoye. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

 

Die internationale Crew und das Fliegen faszinieren

Das bestätigt auch Oberstleutnant Alexander Herrmann aus Fürstenfeldbruck. Der 46-Jährige kam als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr und war zunächst bei der Flugabwehr an den Waffensystemen Hawk und Patriot eingesetzt. Dann wechselte er in den Einsatzführungsdienst, wurde Jägerleitoffizier, Mastercontroller und ist jetzt Tactical Director (kurz: TD) an Bord der AWACS. „Ich bin Operator durch und durch. Ich liebe die anspruchsvolle taktisch-operative Arbeit mit der internationalen Crew und das Fliegen, nicht den Papierkram.“ Der Offizier ist vor allem von der Multinationalität am Standort Geilenkirchen fasziniert. „Man verliert ein Gefühl von Enge. Und man überlegt zweimal, was man sagt und wie man es sagt. Ohne Geduld, Verständnis und Respekt funktioniert hier nichts. Und ich merke deutlich, dass wir von den Nationen wirklich gewollt und gebraucht werden. So könnte ich immer arbeiten. Das ist wirklich mein Traumberuf.“

 

AWACS auf dem NATO-Flugplatz Geilenkirchen-Teveren. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

 

Der Verband meisterte große Herausforderungen

In den vergangenen Jahren rückte die Bedeutung des E-3A-Verbandes angesichts der Lage an der Ostflanke der NATO und aufgrund des Kampfes gegen die „Terrormiliz Islamischer Staat“ immer mehr ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit, und die Einsätze nahmen immer weiter zu. „Das in einer Zeit, in der der Verband selbst vor großen Herausforderungen stand. Es gab enorme strukturelle Änderungen und Reorganisationsmaßnahmen“, erklärt der deutsche Kommandeur, Brigadegeneral Karsten Stoye. „Wir mussten den Verband mit dem ehemaligen NATO-Frühwarnflottenkommando aus Mons zusammenlegen, Strukturen ändern und das Personal reduzieren, während der Flugbetrieb ohne Einschränkungen weiter laufen musste. Aber das haben wir mit unserem gut ausgebildeten Personal hervorragend geschafft.“ Der ausgebildete Tornadopilot steuert ab und zu selber ein E-3A-Flugzeug mit dem markanten Radar auf dem Rücken. Eigentlich steht Geilenkirchen schon seit 35 Jahren für das, was die europäischen Länder momentan diskutieren und schrittweise umsetzen wollen: Einen schlagkräftigen multinationalen fliegenden Verband, der bislang einzigartig in der Militärgeschichte ist.
 

AWACS auf dem NATO-Flugplatz Geilenkirchen-Teveren. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

 

Autor: Ute Birgit Kindler

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