„best painted aircraft“ – Vierter Titel in Serie

„best painted aircraft“ – Vierter Titel in Serie

Ganz Fußball-Deutschland freut sich über den vierten Titel bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Die Lackierprofis des Systemzentrums Luftfahrzeugtechnik in Erding feiern auch ihren vierten Stern. Zum vierten Mal in Folge bekam ein Luftfahrzeug, das in Erding für das alljährlich stattfindende NATO-Tiger-Meet ein spezielles Farbenkleid erhielt, die Auszeichnung „best painted aircraft“.

 

Das NATO-Tiger-Meet ist eine militärische Übung von Fliegerstaffeln aus NATO-Mitgliedsstaaten und befreundeten Ländern. Sie geht auf eine französische Initiative aus dem Jahr 1959 zurück und soll den Zusammenhalt sowie die Kooperationsfähigkeit der beteiligten Fliegerstaffeln untereinander fördern. Es wurde zur Tradition, dass jede Staffel mit einem im Tigerdesign lackierten Luftfahrzeug an der Übung teilnimmt. Die jeweils originellste Lackierung wird dann von einer Jury zum „best painted aircraft“ gekürt. Der Veranstaltungsort der Tiger Meets wechselt jährlich. Dieses Jahr war das Taktische Luftwaffengeschwader 51 in Schleswig vom 16. – 27. Juni der Gastgeber und kürte den „Bronze-Tiger“ zum Gewinner dieser Trophäe.

 

Wie Kunstwerke entstehen
Wo aber entstehen diese Kunstwerke und wer hat sich das eigentlich ausgedacht? An der diesjährigen Siegermaschine, einem Eurofighter mit dem Namen „Bronze-Tiger“ des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, Neuburg, soll dies erläutert werden. Bevor der Eurofighter sein neues Farbenkleid erhielt, musste erst einmal klar sein, welches Motiv, beziehungsweise Design auf ihm entstehen soll. Die kreativen Designentwürfe entspringen meist den Köpfen der fliegenden Besatzungen oder der Techniker. Aber auch Künstler außerhalb der Bundeswehr lieferten schon Designvorschläge. Es können auch Wettbewerbe und Ideensammlungen stattfinden, bei denen der Gewinner oder die beste Idee für die Lackierung verwendet wird. Im Fall des „Bronze-Tigers“ kam der Vorschlag von Hauptfeldwebel Martin Lecherbauer, Angehöriger der Wartungs- und Waffenstaffel des Luftwaffengeschwaders aus Neuburg. Nachdem die Umlackierung vorschriftenkonform geprüft und genehmigt wurde, machte sich der Eurofighter mit der Kennung „30+09“ auf den Weg zum Fliegerhorst Erding.

 

Der Eurofighter wird bronzen
Um den Lack von Staub, Schmutz und vor allem Ölen zu befreien, musste das Luftfahrzeug zunächst gründlich gewaschen werden. Danach wurde der alte Lack „angeschliffen“, das heißt, die Oberfläche wird aufgeraut, sodass der neue Lack gut haftet. So vorbereitet konnte der Eurofighter mit der Hauptfarbe “Bronze“ hochdrucklackiert werden. Bei diesem Verfahren wird die Farbe zuerst stark komprimiert und anschließend mit hohem Druck durch einen großen Sprühkopf aufgetragen. So können große Flächen sehr schnell lackiert werden. Der Vorgang dauerte circa 45 Minuten. Der anschließende Trockenvorgang war in etwa drei Stunden abgeschlossen. Danach wurden grobe Details der Sonderlackierung abgeklebt und lackiert. Filigrane Details und kleine Flächen wurden anschließen abgeklebt. Diese konnten im nächsten Schritt mit Airbrush angefertigt werden. Da aber nicht jede Kleinigkeit abgeklebt werden kann, sind bei diesem Schritt eine äußerst ruhige Hand und das Auge des Künstlers gefragt. Im vorletzten Schritt erhielt der Eurofighter die taktische Kennzeichnung, die Hoheitsabzeichen und die Notbeschriftung, die nach dem Übersprühen des alten Lackes nicht mehr vorhanden waren. Um die neue Lackierung vor Staub und Schmutz zu schützen wurde in einem letzten Arbeitsgang eine Schicht Klarlack aufgetragen. Erst mit dem Klarlack bekommen die Grundlacke die gewünschten Farbeffekte. Sah der „Bronze-Tiger“ bis dahin schon recht schick aus, entwich so ziemlich jedem, der das fertige Meisterwerk sah und die Abholung durch den Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwader 74, Oberst Frank Gräfe, miterleben durfte ein überwältigendes „Booaah!!!“.

 

Modernste Lackieranlage ihrer Art
Insgesamt ist dieses Prozedere bei allen Arten von Luftfahrzeugen gleich. Die Sonderlackierung existiert, bis auf wenige Ausnahmefälle, circa ein Jahr oder bis zur nächsten Depotinstandsetzung. Danach wird das Luftfahrzeug wieder in seinen Urzustand zurück versetzt. Diese Arbeitsschritte in so kurzer Zeit so präzise abzuwickeln – für den „Bronze-Tiger“ standen gerade einmal 16 Arbeitstage zur Verfügung – wäre in einer „normalen“ Lackieranlage undenkbar. Die Lackieranlage in Erding ist die modernste ihrer Art in der Bundeswehr und verfügt über einzigartige Möglichkeiten. Sie besitzt neben den beiden Lackierdocks und der Waschanlage noch einen Kleinteilespritzstand, in dem zum Beispiel Flugzeugkleinteile oder Waffenteile lackiert werden können. In den beiden Lackierdocks lässt sich jedes beliebige „Wetter“ nachstellen, wie es gern von den Mitarbeitern der Lackiererei ausgedrückt wird. Damit sind Luftfeuchtigkeit und Temperatur gemeint. So herrschen immer optimale Bedingungen für das Auftragen der verschiedensten Lacke.

 

Optimaler Schutz und optimales Ergebnis
Die beim Lackieren frei in der Luft schwebenden Farbpartikel werden durch die, durch eine gewaltige Lüftungsanlage erzeugte, Luftzirkulation in großen Matten aufgefangen und gebunden. Die Lüftungsanlage wird modernsten Umweltschutzauflagen gerecht und kann pro Stunde 245.000 Kubikmeter Luft umwälzen. Alternativ dazu sind „Wasserwände“ einsetzbar, die Farbpartikel im Wasser bindet und in einem Becken auffängt. Das dabei verunreinigte Wasser wird ebenso, wie das verschmutzte Wasser der Waschanlage, in der zugehörigen Wasserwiederaufbereitungsanlage gereinigt und in Trinkwasserqualität dem Kreislauf wieder zugeführt. Lackierarbeiten bei Waffen- oder Kleinteilen können unter Abzugshauben durchgeführt werden, sodass ein Lackierer nicht mehr als nötig dem Farbnebel ausgesetzt ist. Zudem werden nur die neuesten und qualitativ hochwertigsten Sprühpistolen verwendet, was einen optimalen Schutz und ein optimales Arbeitsergebnis gewährleistet. Die Lackiererei ist also sehr gut ausgestattet und dementsprechend leistungsfähig. Dies weiß übrigens nicht nur die Luftwaffe zu schätzen. Auch die Heeres- und Marineflieger gehören in Erding zur Stammkundschaft.

 

Quelle: Helmut Hacker/Luftwaffe

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