Die Luftwaffe trauert um ihren Piloten

Zwei Tage nach dem tragischen Absturz zweier Eurofighter und dem Tod eines Piloten laufen die Untersuchungen zum Unfallhergang auf Hochtouren. Die Luftwaffe und die gesamte Bundeswehr trauern um ihren verstorbenen Kameraden.

 

Die Bergungen der Wrackteile gehen voran. Auch die Einzelteile sind für die Unfallprüfung wichtig. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 

Die Fahnen auf dem Fliegerhorst Laage stehen auf Halbmast. Die Soldatinnen und Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“ trauern nach dem tragischen Absturz der beiden Eurofighter um einen ihrer Piloten. In vielen Kasernen der Bundeswehr wurde in Schweigeminuten an den verstorbenen Kameraden gedacht.

Die Bedingungen waren für einen Übungsflug am vergangenem Montag, 24.06.2019, gut. Kaum Wolken waren zu sehen, der Himmel in strahlendem Blau. Die Temperaturen waren hoch, jenseits der 30 Grad. Die Eurofighter sind aber mit Klimaanlagen ausgestattet. Gegen 13:40 Uhr stiegen dann drei Eurofighter auf, um Luftkampfmanöver zu üben.

Um andere beschützen zu können, übten sie

Die Piloten wollten für den Ernstfall trainieren. Viele Übungen der Kampfflugzeuge finden mittlerweile virtuell in Simulatoren statt. Wenn es aber zum Verteidigungsfall kommt, müssen die Piloten trainiert sein. Dazu gehört es, dass das Abfangen gegnerischer Flugzeuge geübt wird. Im Fachjargon: „Air Combat Mission“.

Bei der Air Combat Mission handelt es sich nicht um Tiefflüge. Solche finden auf rund 1.000 Fuß, also in rund 333 Metern Höhe, statt. Kampfmanöver wie die Air Combat Mission finden weit höher, nie unter 8.000 Fuß, rund 2.600 Metern Höhe statt. Bei diesem Manöver verfolgen zwei Flugzeuge ein Drittes und versuchen sich dabei in eine gute Schussposition zu bringen. Dabei wechseln die Piloten auf engstem gesperrten Luftraum und mit hoher Geschwindigkeit immer wieder die Positionen.

Solche Übungsflüge sind für die erfolgreiche Ausbildung von Eurofighter-Piloten notwendig. Das Proben der Luftkampfmanöver unter realen Bedingungen ist aufgrund der hohen körperlichen Belastung von einem unverzichtbaren Erfahrungswert für die Piloten. Einflüsse von beispielsweise Hitze, Sonneneinstrahlung, Geschwindigkeit und sogenannten G-Kräften müssen „live“ erlebt werden. G-Kräfte sind Belastungen, die aufgrund starker Änderung von Geschwindigkeit und Flugrichtung des Jets auf den menschlichen Körper einwirken.

Im Raum Malchow, in Mecklenburg-Vorpommern, kam es dann gegen 14 Uhr zur Katastrophe. Zwei der drei Eurofighter stießen in der Luft zusammen. Beide Flugzeuge stürzten ab. Für die Bundeswehr ist es der erste Absturz von Kampfflugzeugen des Typs Eurofighter. Die Flugzeuge hatten die Kennung 30+48 und 30+55. Sie waren nicht bewaffnet.

Rund 500 Soldaten und Soldatinnen sind dafür im Einsatz. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

Die Absturzstellen befinden sich im Bereich Nossentiner Hütte und Silz. Bewohner wurden dabei nicht verletzt. Auch wurden keine Gebäude von abstürzenden Wrackteilen getroffen. Die Gemeinden kamen mit dem Schrecken davon. Kleinere Waldbrände, die durch den Absturz entstanden, konnten noch am Montag von der Feuerwehr schnell gelöscht werden.

Ein Pilot verlor bei dem Unfall sein Leben. Im vergangenem Jahr hatte der 27-Jährige die Basisausbildung am Waffensystem Eurofighter in Spanien erfolgreich absolviert. Er war Oberleutnant und hatte rund 400 Flugstunden absolviert. Dem 51-jährigen zweiten Piloten aus dem Flugzeug mit der Kennung 30+48 geht es den Umständen entsprechend gut. Er hat bereits rund 3.700 Flugstunden im Eurofighter geflogen. Mittlerweile wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. Der 32-jährige dritte Pilot, der den Unfall meldete, ist im Dienstgrad Hauptmann. Er hat insgesamt rund 715 Flugstunden absolviert.

Die Aufarbeitung läuft, wie konnte es dazu kommen?

Noch am Montag haben der General Flugsicherheit, Brigadegeneral Peter Klement, und Feldjägertruppen zusammen mit der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen. Dazu zählt auch das Bergen aller Wrackteile. Hier wurden am gestrigen Abend, 25. Juni 2019, kleine Mengen explosiver Teile der Notsysteme vom Eurofighter vernichtet. Der Vorgang wurde gezielt und kontrolliert durch das Team General Flugsicherheit an der Absturzstelle durchgeführt.

Das Team um den General Flugsicherheit hat die Flugunfalluntersuchung bereits am Montag aufgenommen gehabt. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

Bei den Bergungs- und Untersuchungsarbeiten sind rund 500 Soldaten und Soldatinnen beteiligt. Dies führte auch dazu, dass mittlerweile beide Flugdatenschreiber gefunden werden konnten. Die Auswertung der Daten ist Bestandteil der weiteren Ermittlungen.

Für die Suche bei Nacht waren die Teams zum Teil mit Nachtsichtgeräten ausgerüstet. Scheinwerferanlagen wurden zur Unterstützung von der Bundeswehr eingesetzt. Auch wird von den Soldaten und Soldatinnen Schutzkleidung getragen. Die ist wichtig, weil Eurofighter zu großen Teilen aus dem Verbundwerkstoff CFK (Kohlefasern) bestehen.

Mit speziellen Anzügen schützen sich die Soldaten vor giftigen Gasen. (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

Diese setzen bei der Verbrennung mit Temperaturen über 650 Grad Celsius Stoffe frei, die beim Einatmen ein Gesundheitsrisiko darstellen können. Die Anzüge schützen auch vor anderen Betriebsstoffen wie beispielsweise Öl, Flugbenzin und Kühlmitteln. Um diese Gefahrenpotenziale zu beseitigen, wird ein Bindemittel wie ein Schaumteppich über die Wrackteile gesprüht. Ein Einatmen von giftigen Stoffen wird so verhindert.

Wie lange die Flugunfalluntersuchung andauern wird, ist zurzeit noch nicht absehbar. Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin, drückte derweil ihre Trauer aus: „Dies ist ein Tag der Trauer. Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind vor allem bei seinen Angehörigen und seinen Kameradinnen und Kameraden“, sagte sie nach dem Tod des Piloten.

Autor: Steve Reutter

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