Die Pioniere mit der Hercules-Aufgabe

So etwas hat es in der Bundeswehr bisher in der Form noch nicht gegeben – ein Meilenstein der Multinationalität. Bis 2024 werden rund 160 deutsche Soldatinnen und Soldaten mit ihren französischen Kameraden in Évreux einen gemeinsamen Lufttransportverband aufbauen. Der Inspekteur der Luftwaffe lud die ersten Frauen und Männern des Verbandes zum Gespräch nach Berlin ein.

„Mir ist es wichtig, das Kernteam Évreux zu einem persönlichen Termin einzuladen, um auch deutlich zu machen, von welcher Bedeutung dieses Projekt für mich und die gesamte Luftwaffe ist. Sie geben diesem Meilenstein ein Gesicht“, begrüßt der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, das Pre-Implementation-Team (PIT). Eine Frau und fünf Männer werden die Ersten sein, die gemeinsam mit der französischen Luftwaffe einen Lufttransportverband aufbauen.

Das Pre-Implementation-Team (PIT) zu Besuch beim Inspekteur der Luftwaffe. (Quelle: Luftwaffe/Marco Parge)

Hercules im Anflug

Dafür schafft die Luftwaffe insgesamt sechs Maschinen vom Typ Lockheed C-130J Super Hercules an. Die erste Maschine soll der Luftwaffe Ende 2021 übergeben werden. Sie werden den A400M im Lufttransport taktisch ergänzen. Stationiert werden die Luftfahrzeuge auf der Base Aérienne 105 im französischen Évreux. Die französische Luftwaffe stellt vier weitere C-130 zur Verfügung. Die dann insgesamt zehn Luftfahrzeuge sollen multinational eingesetzt werden. Dadurch ist es möglich, dass Deutsche und Franzosen zusammen als Besatzungsmitglieder auf den Luftfahrzeugen eingesetzt werden, unabhängig unter welcher Hoheitsflagge die Maschinen registriert sind. Auch die Techniker werden eng zusammenarbeiten.

Mit insgesamt zehn C-130J werden deutsche und französische Soldatinnen und Soldaten einen gemeinsamen Lufttransportverband betreiben. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Zurück in die Wahlheimat Frankreich

Oberstleutnant Armin Braun wird der erste deutsche Soldat sein, der Deutschland verlässt und in Frankreich die Zelte aufschlägt. Seine Frau Sabine und seine vier Kinder begleiten ihn. Zunächst wird er in Orléans stationiert sein. Von dort wird der Aufbau des Standortes Évreux koordiniert und vorbereitet. „Aktuell werden zuhause Kartons gepackt“, berichtet Braun dem Inspekteur.

Kisten packen ist angesagt. Familie Braun bereitet ihren Umzug nach Frankreich vor. (Quelle: Familie Braun/privat)

Der Oberstleutnant, der die Leitung der Instandsetzung in Évreux innehaben wird, wird bereits Ende Juli seinen Dienst in Orléans antreten. „Ich war schon im Rahmen des A400M-Projektes mit der Familie drei Jahre in Toulouse stationiert. Das ist für uns alle jetzt eine Möglichkeit, wieder in eine französische Umgebung zu kommen. Wir sind alle sehr frankreichbegeistert“.

Familie Braun war Teil der Besichtigungsreise nach Évreux im letzten Jahr. (Quelle: Luftwaffe/Dorian Baro)

Die Familie Braun konnte sich bereits einen Eindruck ihrer neuen Heimat machen. Rund 80 interessierte Soldatinnen und Soldaten und ihre Angehörigen haben Évreux im letzten Jahr anlässlich der Gedenkfeier zum Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren besucht. Schnell wurde ihnen klar, dass die einheimische Bevölkerung sie mit offenen Armen empfängt.

Rund 80 Soldatinnen und Soldaten besuchten Évreux im vergangenen Jahr. (Quelle: Luftwaffe/Dorian Baro)

Bilinguale Schulklassen und eine deutschsprachige Ansprechstelle im Rathaus sind nur einige Beispiele dieser Willkommenskultur. Die Stadt plant außerdem ein Neubauprojekt, das für die Unterbringung der deutschen Soldaten und ihrer Familien bestens geeignet ist.

Auch die Bundeswehr wird ihre Frauen und Männer nicht unvorbereitet nach Frankreich entsenden, weiß Armin Braun: „Die Soldatinnen und Soldaten sollen mit Sprachkursen unterstützt werden, genauso wie deren Ehepartner. Für die Kinder wird es bilinguale Schulklassen in Évreux geben. Dadurch erhalten sie die Möglichkeit, zweisprachig aufzuwachsen und einen französischen und deutschen Schulabschluss zu erlangen. Gleichzeitig wird die interkulturelle Kompetenz und Offenheit innerhalb Europas gefördert“.

2020 soll eine weitere Besichtigungsreise für interessierte Soldaten und ihre Familien nach Évreux organisiert werden.

Traumjob zum Ende der Dienstzeit

Oberstabsfeldwebel Christopher Bickert wird zum Ende seiner Dienstzeit in Évreux seiner Traumverwendung nachkommen. Der zukünftige Spieß wird voraussichtlich ab April 2021 in Frankreich eingesetzt sein. „Ich habe französische Verwandtschaft und zum Ende meiner Dienstzeit ist das die perfekte Gelegenheit, nochmal im Ausland stationiert zu sein. Dazu kommt, dass ich mich auf die Verwendung als Spieß sehr freue“.

Gleich zwei Jobs für eine Frau

Oberfähnrich Madeleine Bojer wird als Personalführerin ebenso ab April 2021 in Évreux eingesetzt sein. Sie hat von der Gelegenheit, am C-130-Projekt mitzuwirken, in einem Personalgespräch erfahren. „Mein Mann ist derzeit als Techniker in der Flugbereitschaft eingesetzt und wird nach aktuellem Stand ebenfalls in Évreux einen Dienstposten erhalten. Unsere Kinder werden nach dem ersten Schuljahr in Deutschland die zweite Klasse in Frankreich besuchen.“ Bojer wird nebenamtlich als Presseoffizier fungieren. „Das zu erwartende große Medieninteresse bei einem derart einzigartigen Projekt ist mir durchaus bewusst“, sagt sie mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen.

Leben wie Gott in Frankreich

Es ist den Pionieren des PIT anzumerken, dass sie sich auf das Abenteuer Évreux freuen. Die Motivation, an etwas bisher Einmaligen mitzuwirken, ist deutlich spürbar. Auch das Privatleben in Frankreich hat es in sich. Die Geschichte der Stadt reicht bis in das erste Jahrhundert nach Christus zurück. Geschichtsträchtige Bauwerke verleihen Évreux einen ganz eigenen romantischen Charme.

Die Kathedrale Notre-Dame in Évreux wurde im 10. Jahrhundert erbaut ein ist Wahrzeichen der Stadt. (Quelle: Luftwaffe/Dorian Baro)

Der nahegelegene Naturpark Vexin Français mit einem Gebiet von über 70.000 Hektar bietet beste Freizeitgelegenheiten inmitten der Natur. Die französische Hauptstadt und Weltmetropole Paris ist mit der Bahn in unter einer Stunde erreichbar. Ideal für kulturelle Kurztrips oder aufregende Partynächte.

Paris ist mit der Bahn in unter einer Stunde zu erreichen. (Quelle: Luftwaffe/Marco Parge)

Derzeit ist es Soldatinnen und Soldaten noch möglich, ein Teil des deutsch-französischen C-130-Projektes zu werden. Informationen erhalten sie über ihre Personalführung und den zuständigen Abteilungen im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr.

Das Team Luftwaffe ist stolz auf ihre Frankreichpioniere. Wir freuen uns auf die gemeinsame Aufgabe als gelebten Teil der deutsch-französischen Freundschaft.

Autor: Stephan Jeglinski

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