„Geschwindigkeit rettet Leben“ – Bordschütze in der CH-53

„Geschwindigkeit rettet Leben“ – Bordschütze in der CH-53

Im Tiefflug ist die CH-53 über ihrem Einsatzgebiet unterwegs. Jederzeit könnte sie beschossen werden. Für den Ernstfall sitzen drei Bordschützen an den offenen Fenstern und auf der Laderampe des Frachtraums. In der Oberlausitz werden sie ausgebildet, den Hubschrauber und seine Besatzung zu verteidigen.

Nur einen Schritt vor dem Nichts. Dieser Arbeitsplatz erfordert mehr als nur Schwindelfreiheit des hinteren Bordschützen. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Geht ein feindlicher Schütze in den Anschlag, ist der deutsche Transporthubschrauber sprichwörtlich schon über alle Berge. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Knoten, also rund 200 Stundenkilometern, ist es für einen potentiellen Gegner sehr schwer, die Maschine ins Visier zu nehmen. Erst recht bei einer Flughöhe von unter 30 Metern. Start und Landung sind allerdings immer gefährlich. Ein langsamer Hubschrauber ist ein leichtes Ziel. Für diesen Fall sind in jeder CH-53 drei schwere Maschinengewehre M3M eingerüstet. Eines in der offenen Laderampe und jeweils eines rechts und links hinter dem Cockpit.

 

Eine Waffe, die schon beim Anblick bedrohlich wirkt. Spätestens die Lautstärke des M3M lässt auch unerschrockene Gegner in Deckung gehen. „Wenn nötig sind der extreme Tiefflug und die Bordschützen unser bester Schutz im Einsatzland“, sagt Lars Baumeister*, Pilot auf der CH-53. „Deswegen werden wir im Einsatz auch nur sehr selten beschossen“, fügt der Hubschrauberkommandant hinzu.

 

Arbeitsplatz in luftiger Höhe

Für drei Wochen trainiert das HSG 64 verschiedene Szenarien und das Schießen der Bordschützen mit der CH-53. „Im Einsatzland erwarten uns mit Hitze und Kälte extreme Bedingungen“, sagt Oberleutnant Baumeister. „Der Truppenübungsplatz Oberlausitz bietet uns beste Voraussetzungen für das Training.“ Sind Laderampe und Seitentüren der CH-53 geöffnet, pfeift der Wind durch den Laderaum und die ohnehin schon kalten Temperaturen fühlen sich noch um einiges kälter an. Im Sommer sind es die Hitze und der Staub, die von außen auf den Bordschützen wirken. Das Tragen einer schweren Schutzweste und des Helmes belasten zusätzlich den Körper. Der Bordsicherungssoldat muss also körperlich in Topform sein.

 

Kein Job für schwache Männer

Hat der Schütze sein Magazin verschossen, gibt er das per Funk an den Piloten weiter. „Wir fliegen bei Deckungsfeuer verschiedene Manöver. Da wir keinen Kampfhubschrauber fliegen, ist der Feuerkampf für uns nur im Notfall eine Option. Dann kommen abwechselnd alle Waffen zum Einsatz“, sagt Baumeister. Auf der abgewandten Seite kann der Doorgunner dann seine Waffe neu laden. Das Magazin wiegt mit 300 Schuss vom Kaliber 12,7 x 99mm fast 50 Kilo. Der hintere Schütze muss das volle Magazin während der schnellen Richtungswechsel durch den Laderaum tragen und sein M3M wieder feuerbereit machen.

Auf dem Truppenübungsplatz in der Oberlausitz lernen die Bordschützen Kälte und Staub gleichermaßen kennen. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Neben den körperlichen Anforderungen wirkt die psychische Komponente auf die Schützen. „Die Männer müssen viel Aushalten“, sagt Markus Löwe*, Ausbilder und Gruppenführer der Doorgunner. „Das ständige auf und ab des Hubschraubers, die Klimabedingungen und die Tätigkeiten, zum Beispiel beim Nachladen, sind extrem anstrengend – trotzdem müssen die Schützen voll konzentriert arbeiten und jederzeit aufmerksam das Umfeld des Hubschraubers im Blick halten.“

 

Beobachten und melden

Dabei sprechen sich die Mannschaftssoldaten an den M3M ständig mit Piloten und Bordtechnikern ab. Nicht immer können sie mit ihren Waffen eine potentielle Gefahr bekämpfen. „Bei einer Fluggeschwindigkeit im Einsatzland von mehr als 100 Knoten hat der Schütze sein Ziel nur kurz im Visier“, erklärt Hauptfeldwebel Löwe. Die Waffe ist so eingestellt, dass es nicht möglich ist, den eigenen Hubschrauber zu treffen. „So kann der Schütze im Ernstfall nicht versehentlich in das eigene Luftfahrzeug schießen. Dadurch sind aber die Wirkungsbereiche der Waffe und damit die Zeit für die Zielbekämpfung sehr eingeschränkt“, ergänzt Löwe. Hinzu kommt die niedrige Flughöhe von oft unter 30 Metern. Das erschwert zwar feindlichen Schützen, den Hubschrauber ins Visier zu nehmen, aber auch die Doorgunner können nur schwer wirken.

Wie überall ist auch bei den Besatzungen der CH-53 der Austausch von Informationen unerlässlich. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Fasst der Bordschütze sein Ziel im Flug zu spät auf, verlässt es seinen Wirkungsbereich der Waffe. Dann muss der nächste Schütze auf der Laderampe sofort reagieren. Eine gute Absprache über Funk ist also unerlässlich. So unterstützen die Bordsicherungssoldaten auch die Piloten. Denn sie sehen in Richtungen, die vom Cockpit aus nicht gesehen werden können. Selbst ohne Feuer sind die Bordschützen auch eine wichtige beobachtende Komponente im Auslandseinsatz.

 

„Geschwindigkeit ist Leben“

Die Doorgunner sind mit ihren Waffen ausschließlich zum Selbstschutz der CH-53 an Bord. Dabei ist das Bekämpfen eines Bodenziels deutlich einfacher als umgekehrt. Der Bordschütze hat eine Leuchtspur und kann über sein Trefferbild die Waffe ins Ziel richten. „Der Feind am Boden zielt zwar auf das Luftfahrzeug, bis sein Feuer am Hubschrauber ankommt, sind wir schon weitergeflogen“, beschreibt Löwe den Vorteil, im Hubschrauber zu sitzen. „Geschwindigkeit ist Leben“, fügt Oberleutnant Baumeister hinzu: „Je schneller wir sind, umso schwerer sind wir zu treffen.“

Durch extreme Flugmanöver kann bei Beschuss ein Gefahrenbereich schnell verlassen werden. Der Schutz von Besatzung und Luftfahrzeug hat oberste Priorität. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

*Namen aus Sicherheitsgründen von der Redaktion geändert.

 

Autor: Philipp Rabe/Luftwaffe

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