Jahresempfang IDLw e.V. – Inspekteur der Luftwaffe über Tradition und Next Generation Weapons System

Jahresempfang IDLw e.V. – Inspekteur der Luftwaffe über Tradition und Next Generation Weapons System

Berlin, 28.06.2017. Besser hätte der Termin des Jahresempfangs der Interessengemeinschaft Deutsche Luftwaffe e.V. nicht gewählt werden können. Zahlreiche Zuhörer aus Politik, Bundesministerium der Verteidigung und Industrie hatten sich auf Einladung des Präsidenten der IDLw e.V., Generalleutnant a.D. Aarne Kreuzinger-Janik, in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt versammelt. Stunden zuvor war im Verteidigungsausschuss u.a. über einsatzsichernde Maßnahmen A400M und den Leasingvertrag Heron TP gerungen worden. Diese für die Bundeswehr wichtigen Entscheidungen sollten an diesem Abend nicht unkommentiert bleiben. Mit Spannung wurde daher auch die Rede des Inspekteurs der Luftwaffe Generalleutnant Karl Müllner erwartet.

 

Tradition

„Die Bevölkerung ist an der Luftwaffe sehr interessiert!“ Generalleutnant Müllner verwies zu Beginn seines Vortrags auf die hohen Besucherzahlen beim diesjährigen Tag der Bundeswehr. Insbesondere in Penzing habe sich die traditionelle Verbundenheit mit der Luftwaffe gezeigt. Damit war das Stichwort für ein Thema gefallen, dass in den letzten Monaten die öffentliche Debatte über die Bundeswehr geprägt hat. Generalleutnant Müllner bemerkte, dass die Diskussion um die Namensgebung von Kasernen auch die Luftwaffe berührt habe. Allerdings sei diese Diskussion nicht neu. Seiner Meinung nach könne Geschichte nicht abgeschnitten werden. Schließlich basiere die Innere Führung auf den Erfahrungen aus den dunkelsten Jahren unserer Geschichte. „Ohne das Begreifen, wie es dazu kam, würde es die Innere Führung gar nicht geben!“ In diesem Zusammenhang dankte Müllner der IDLw e.V. für die hervorragende Unterstützung des Militärhistorischen Seminars in Potsdam.

 

Luftwaffe im Einsatz

Aus den Einsätzen gab es ebenfalls viel Neues zu berichten. Die Verlegung des Einsatzflugbetriebs von der Türkei nach Jordanien sei mittlerweile gut angelaufen. Zunächst solle der Tanker überführt werden, danach folgen die TORNADO Aufklärungsflugzeuge. Die Fähigkeiten der Luftwaffe seien im Kampf gegen den IS weiterhin sehr gefragt, bestätigte der Inspekteur der Luftwaffe. Der Einsatz des Heron 1 in Afghanistan und Mali verlaufe ebenfalls erfolgreich. Bei Bewegungen außerhalb der Camps sei die Überwachung aus der Luft zum Schutz unserer Soldaten zwingend erforderlich, um vor Überraschungen gefeit zu sein. Sollten die Soldaten allerdings in einen Hinterhalt geraten, fehle weiterhin die Bewaffnung, die eine schnelle, präzise und skalierbare Reaktion ermögliche. Generalleutnant Müllner zeigte sich frustriert, dass die Entscheidung über den Heron TP einschließlich Bewaffnung abermals vertagt worden war: „Als Soldat fühle ich mich da im Stich gelassen.“ Wesentlich positivere Nachrichten konnte er über den A400M berichten: „Der Klarstand bewegt sich auf 50% zu.“ Die Luftwaffe beabsichtigt, den A400M im Rahmen der Verlegung nach Jordanien intensiv als Lufttransportmittel einzusetzen und damit einer Belastungsprobe zu unterziehen. In diesem Zusammenhang begrüßte er auch die Entscheidung über die Indienststellung der 13 zusätzlichen A400M in der Luftwaffe.

 

Next Generation Weapons System

Generalleutnant Müllner gab einen Einblick über welche Fähigkeiten die Luftwaffe zukünftig verfügen müsse, um den sicherheitspolitischen Herausforderungen gewachsen zu sein. Unter Future Combat Aircraft System verstehe die Luftwaffe zunächst alle konzeptionellen Gedanken, wie bemannte und unbemannte Luftfahrzeuge möglichst effektiv unter den neuen Bedingungen künftig eingesetzt werden könnten. Der EUROFIGHTER sei dabei in den nächsten Jahrzehnten eine gesetzte Größe. „Auch wenn wir derzeit die Multirolefähigkeiten des EUROFIGHTER aufbauen, wird er allerdings in erster Linie überwiegend Air Defence Aufgaben wahrnehmen müssen.“ Für Luft-Bodeneinsätze und aufgrund des absehbaren Nutzungsende des Kampfflugzeugs TORNADO plane die Luftwaffe ein Next Generation Weapons System. Dieser „Command Fighter“ werde die Spinne im Netz sein. Er müsse über eine überlegene Lageinformation verfügen und vor allem Fähigkeiten zum Luftangriff besitzen und „zwar unter den Bedrohungsbedingungen der Zukunft und in allen Facetten“, unterstrich der Inspekteur der Luftwaffe. Zukünftig würde sich die Luftwaffe in fast allen denkbaren Szenarien erheblich gewachsenen Fähigkeiten zur Boden-Luftverteidigung gegenübersehen. „Wenn wir dann keine Plattform hätten, die diese Luftverteidigung erfolgreich durchdringen könnte, dann würden wir auch über keine glaubhafte Abschreckung mehr verfügen.“ Dann wäre die Sicherheit im Bündnis „at stake“, erläuterte Generalleutnant Müllner. Die Luftwaffe fordere daher ein Next Generation Weapons System als Nachfolger für den TORNADO, das in zweierlei Hinsicht durchsetzungsfähig sein müsse. Es dürfe nicht erkannt werden (Low Observability), d.h. eine geringe Radarrückstrahlfläche besitzen sowie über eine geringe Infrarotsignatur und geringe Emissionen im Sinne von Datenanbindungen verfügen. Das ganze müsse dann mit der Fähigkeit zum elektronischen Kampf kombiniert werden können. „Man hat in einer militärischen Auseinandersetzung nur dann eine Aussicht auf Erfolg, wenn man sich durchsetzen kann.“ Aber auch politische Konfliktbewältigung kann nur dann erfolgreich sein, wenn die angedrohten militärischen Mittel glaubhaft zur Wirkung gebracht werden könnten, erläuterte der Inspekteur der Luftwaffe.

 

Dank an die IDLw e.V.

Generalleutnant Müllner bedankte sich abschließend bei der IDLw e.V. für die ausgezeichnete Unterstützung der Luftwaffe. Neben den vielen Aktivitäten sei insbesondere das hervorragende Engagement bei der European Air Chief Conference auf große Anerkennung der europäischen Partnernationen gestoßen.

 

Zur Bildergalerie auf Facebook

 

Text: Thorsten Weber

Fotos: Astrid Burger-Weber

div#stuning-header .dfd-stuning-header-bg-container {background-size: initial;background-position: top center;background-attachment: initial;background-repeat: initial;}#stuning-header div.page-title-inner {min-height: 650px;}
X
X