Nestbau für den Global Hawk

Im Schatten des Ätna bereitet sich die NATO auf die Zukunft vor. Mit der Aufklärungsdrohne „Global Hawk“ beginnt auf Sizilien ein neues Kapitel Geschichte. Die Bundeswehr schreibt mit daran – auch Björn Schäfers. Er arbeitet als deutscher Soldat in einer besonderen multinationalen Einheit.

Hauptfeldwebel Schäfers auf der italienischen Airbase Sigonella – im Hintergrund der Ätna. (Quelle: Luftwaffe/Falk Plankenhorn)

Am Anfang war das Nichts. Eine treffende Beschreibung des Sommers 2014. In jenen Tagen erreichte ein Vorkommando der NATO die italienische Luftwaffenbasis Sigonella. Unter deutscher Führung erreichten so auch die ersten Soldaten der Bundeswehr den Standort: Ein paar Kameraden, einige Laptops und jede Menge Aufgaben im Gepäck. Auftrag: Aufbau eines der zukunftsweisenden Projekte der NATO. Hauptfeldwebel Björn Schäfers folgte Anfang 2016 und baute das deutsche National Support Element (NSE) mit auf.

Seit damals ist viel geschehen. Heute hilft er täglich den Beitrag der Bundeswehr zur NATO Allied Ground Surveillance Force (NAGSF) zu koordinieren. Die Ankunft der ersten von fünf Aufklärungsdrohnen vom Typ „Global Hawk“ rückt näher: Sie ist eine der leistungsfähigsten ihrer Art. Mit der Spannweite eines Passagierjets liefert sie gestochen scharfe Bilder aus großer Höhe, bei jedem Wetter, eine lange Einsatzdauer… nur einige ihrer vielen Vorteile. Als erstes System überhaupt wird sie ausschließlich durch die NATO betrieben werden. Derzeit 17 NATO-Nationen und eine Vielzahl ihrer Dienststellen sowie Zivilangestellte arbeiten vor Ort auf echtem Neuland zusammen. Für die Fähigkeiten des gesamten Bündnisses ist der Global Hawk auch deswegen ein „Gamechanger“, wie die NATO selber sagt. Sizilien wird ihre Heimatbasis und damit auch Heimat einer der jüngsten Dienststellen der Bundeswehr. Deutschland wird den zweitgrößten Truppenteil innerhalb der NAGSF stellen.

Der Global Hawk wird das erste ausschließlich durch die NATO betriebene Flugzeug sein. (Quelle: NATO/Archiv)

Auf dem Weg zur größten Auslandsdienststelle

Mittlerweile dienen rund 70 deutsche Soldatinnen und Soldaten in zwei Liegenschaften auf der Mittelmeerinsel, bald werden es über 100 sein: Die Soldaten der NATO-Einheit auf dem italienischen Flugplatz und die deutsche Unterstützung wird vom 10 Kilometer entfernten Motta Sant Anastasia aus gesteuert. Dort, in der künftig größten Dienststelle der Bundeswehr im Ausland, arbeitet auch Björn Schäfers: „Die Entfernung ist sicher ein Nachteil,“ meint er, „wir haben uns aber sehr gute Rahmenbedingungen geschaffen.“ Viele sind mit ihrer Familie hier, eine deutsche Schule und ein deutscher Kindergarten sind bereits in Planung. Einen deutschen Truppenarzt gibt es ebenso wie eine Bundeswehrverwaltungsstelle. Für Wohnungen, Kindergarten- und Schulplätze ist im Gastland, in einer amerikanischen oder schweizerischen Einrichtung, schon jetzt gesorgt. „Eigentlich alles wie in Deutschland“, meint Schäfers mit einem Lächeln, „vielleicht etwas kleiner, noch viel südländischer und im Sommer sehr viel heißer! Dafür aber mit Strand.“ Für den gelernten Luftwaffensicherungsfeldwebel steht aber auch fest: Ohne die Unterstüzung der Italiener und Amerikaner wäre man heute längst nicht so weit.

Neben der italienischen Luftwaffe sind auf dem Flugplatz Sigonella auch über 4.000 Amerikaner inklusive Familie stationiert. Drohnen, Transporter, Hubschrauber: Hier ist immer irgendetwas in Bewegung. Viele Aufgaben der amerikanischen Streitkräfte in Afrika und im Nahen Osten werden von den U.S. Marines, der Navy und der Airforce erledigt. Für die Global Hawks der NATO ein idealer Ort: Eine gute Infrastruktur, ganzjährig gutes Flugwetter und wäre die Erde flach, Sizilien läge ziemlich zentral.

Grundsteine im internationalen Umfeld

Die Zusammenarbeit mit den anderen Nationen, das merkt man, liegt ihm besonders am Herzen. Es dauert nicht lange, wenn Björn Schäfers über den Militärflughafen geht oder, wie meistens, joggt, bis er in verschiedenen Sprachen gegrüßt wird: Man kennt ihn hier. Schäfers Kontakte sind durch seine Pionierarbeit gewachsen: Als erster S2-Feldwebel vor Ort und somit Verantwortlicher für die militärische Sicherheit stand Schäfers anfangs vor ganz grundlegenden Fragen: Wie kommen wir eigentlich in die italienischen und amerikanischen Einrichtungen? Wo können wir Dienstsport treiben? Wer ist hier für was eigentlich unser Ansprechpartner? So wurde auch das von ihm aufgebrochene Eis schnell zu einem guten Fahrwasser für die deutschen Soldaten: Heute haben die Bundeswehrsoldaten und Ihre Familien Zugang zu allen Einrichtungen vor Ort, von den amerikanischen Fitness- und Shoppingcentern bis hin zum Privatstrand der italienischen Luftwaffe. „Ein absoluter Gewinn“, wie er sagt, „genauso wie ein Gegensatz zum morbiden Charme Süditaliens.“ Gleichzeitig wurde Björn Schäfers aber auch zu einem Ansprechpartner.

Die Zusammenarbeit verschiedener Nationen ist in der NATO Alltag. (Quelle: Luftwaffe/Falk Plankenhorn)

Ein Abzeichen als Brückenbauer

„Wir wurden recht bald von den U.S. Marines gefragt, ob wir eine Abnahme des Abzeichens für Leistungen im Truppendienst der Bundeswehr organisieren könnten. Das Abzeichen mit dem Bundesadler ist hier sehr angesehen und beliebt“, erklärt der Hauptfeldwebel. Ein wichtiger Grundstein gegenseitigen Austausches wurde gelegt: Erst kürzlich organisierte er erneut für 14 italienische Kameraden die Abnahme und Verleihung. „Wir können so auch etwas zurückgeben, die Unterstützung der Italiener und Amerikaner spürt man hier täglich. Kaum besser ließen sich so Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen begründen“, findet er.

Der Kommandeur des Zentrums Luftoperationen, Generalleutnant Wundrak, mit Führungspersonal der deutschen Dienststelle. Im Hintergrund das Stabsgebäude.

Der Kommandeur des Zentrums Luftoperationen, Generalleutnant Wundrak, mit Führungspersonal der deutschen Dienststelle. Im Hintergrund das Stabsgebäude. (Quelle: Luftwaffe/Falk Plankenhorn)

In einem Jahr endet Schäfers Zeit auf Sizilien. Die NATO plant mit einer Ankunft des Global Hawk kurz vorher. Zeit für ihn, ein Zwischenfazit zu ziehen: „Das wäre schon ein schöner Abschluss. Als ich kam, gab es noch nicht mal Schreibtische, wenn ich gehe, kann die NATO von hier aus fliegen“

 

Autor: Johannes Potthoff

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