Nur die Besten werden Waffenlehrer

Nur die Besten werden Waffenlehrer

In Laage startet einer der anspruchsvollsten Lehrgänge der Bundeswehr. Piloten, Jägerleitoffiziere und ein Nachrichtenoffizier sind bei der Ausbildung dabei. Gemeinsam mit der britischen Royal Air Force üben die Teilnehmer zum Abschluss verschiedene Luftkriegsoperationen. Es ist ein ganz besonderer Lehrgang, der jetzt in Laage beim Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ begonnen hat: Im Weapons Instructor Course (WIC) 03/17 werden Eurofighter-Piloten, Jägerleit- und Nachrichtenoffiziere gemeinsam zu Waffenlehrern ausgebildet. „Nur die Besten aus den Bereichen Fliegerischer Dienst, Einsatzführungsdienst und militärischem Nachrichtenwesen kommen dafür in Frage“, sagt Lehrgangsleiter Oberstleutnant Julius K., der schon den ersten Eurofighter-Waffenlehrerkurs im vergangenen Jahr mit aus der Taufe gehoben und auch geleitet hat. „Hier an der Waffenschule bringen wir das Schlüsselpersonal für verbundene Luftkriegsoperationen zusammen, um von Angesicht zu Angesicht planen, briefen, den Einsatz durchführen und vor allem gründlich debriefen zu können.“ Ein entscheidendes Training, denn im realen Leben müssen die Offiziere räumlich weit voneinander getrennt agieren aber dennoch perfekt und ohne Reibungsverluste kooperieren. „Der Weapons Instructor Course steht für eine besondere und herausragende Ebene der Professionalität“, sagt Generalleutnant Karl Müllner, Inspekteur der Luftwaffe. „Diese höchste Professionalität ist auch erforderlich für das Zusammenspiel. Alle Rädchen in der Luft oder am Boden haben eng miteinander verzahnt zu funktionieren“, erklärt Oberstleutnant K. „Und die Waffenschule ist der Ort, an dem dieses gegenseitige Vertrauen und Verständnis für die wechselseitige Abhängigkeit definiert, erlebbar gemacht und effektiv trainiert wird.“

Ein Eurofighter wird in Laage für den Nachtflug startklar gemacht. (Quelle: Luftwaffe/Stefan Petersen)

Strenge Auswahl der Lehrgangsteilnehmer

Nur sehr wenige Luftwaffen-Offiziere kommen in den Genuss dieser Hochwert-Ausbildung, denn der Aufwand für den Kurs ist enorm. „Die Teilnehmer verfügen über Kompetenz und Talent, haben jahrelange, tagtägliche Spitzenleistung nachgewiesen und sind zudem bereit, kontinuierlich an der eigenen Weiterentwicklung zu arbeiten“, so General Müllner. Beim aktuellen Lehrgang gibt es nur sieben Kursteilnehmer. Es sind drei Eurofighter-Piloten und drei weitere Controller. Diese arbeiten als Luftlage-Manager am Boden in einem Führungsgefechtsstand (Control and Reporting Center) oder an Bord eines Frühwarnflugzeugs vom Typ E-3A AWACS. Außerdem ist ein Intelligence Officer, also ein Nachrichtenoffizier, beim Lehrgang dabei und Instruktoren aus den jeweiligen Bereichen. „Und wir machen hier kein Planungsspiel am Kartentisch, sondern bringen die Waffensysteme wirklich in die Luft, führen die Mission so realitätsnah wie möglich durch und werten danach akribisch die Erfüllung des Auftrags aus“, so der Lehrgangsleiter.

Theorie und Praxis – Von der Missionsplanung bis zum Luftkampf

Die Ausbildung findet in drei Blöcken statt. „Im theoretischen Teil werden eigene und gegnerische Waffensysteme genau analysiert“, erläutert Oberstleutnant K. „Dazu kommt noch ein Anteil Lehre. Denn die Teilnehmer mögen zwar die Besten ihres Fachs sein, aber sie müssen das hier Gelernte später auch weitervermitteln können.“ Die Waffenlehrer dienen in ihren Einheiten als Multiplikatoren und Taktik-Experten, die komplexe Missionen planen und anführen können. Sie beraten auch die militärische Führung in ihrem jeweiligen Verband und erklären ihren Kameraden die Integration der verschiedenen Systeme aus der eigenen intensiven Erfahrung. „Gerade durch die gemeinsame Ausbildung unserer Tornado- und Eurofighter-Piloten zusammen mit den Jägerleitoffizieren und erstmals auch einem Intelligence Officer weitet sich der Blickwinkel. Jeder profitiert vom anderen“, sagt Karl Müllner.

Eurofighter-Pilot mit HEA-(Helmet Equipment Assembly-)Hi-Tech-Helm. (Quelle: Luftwaffe/Stefan Petersen)

Nach dem bestandenen Lehrgang sind sie auch als Trainer und Gutachter für das sogenannte Crew Ressource Management qualifiziert. Dieses dient sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich zur Verbesserung der Team-Leistung in der Luft und am Boden. Parallel zur Schulung schreiben die Lehrgangsteilnehmer noch eine taktische Abhandlung, die in anderen Nationen als Master-Arbeit gewertet wird. Auf die Theorie folgt die Praxis: „Mit dem zweiten Block, dem Tactical Block, beginnt der fliegerische Teil“, so der Lehrgangsleiter weiter. Auf die Kursteilnehmer warten aufeinander aufbauende und ständig an Schwierigkeit zunehmende Missionen, beginnend mit dem Luftkampf im Nahbereich über die Bekämpfung von Zielen außerhalb der Sichtweite bis hin zum Einsatz gegen Bodenobjekte. Als Abschluss-Training werden am Ende dieser Phase alle erarbeiteten Fähigkeiten in einer kleineren, verbundenen Luftkriegsoperation abgerufen.

Eine Zweierformation Eurofighter trennt sich für eine Luftkampfübung. (Quelle: Luftwaffe/Stefan Petersen)

Der dritte Block ist die sogenannte Mission Employment Phase. Sie findet wie schon beim ersten Kurs dieser Art wieder gemeinsam mit dem Eurofighter-Waffenlehrerlehrgang der Royal Air Force vom britischen Fliegerhorst Coningsby aus als Manöver „Cobra Warrior“ statt – für beide Nationen Höhepunkt und krönender Abschluss ihres jeweiligen Weapons Instructor Course. „Drei Wochen lang üben wir hier den Einsatz verbundener Waffensysteme in großem Stil, unterstützt von zahlreichen fliegenden und bodengestützten Einheiten“, beschreibt Oberstleutnant K. den letzten Block. Auch deutsche Tornados vom Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ werden zur Unterstützung der Großübung dabei sein. „Die Übung Cobra Warrior gemeinsam mit der Royal Air Force in Großbritannien hat sich bewährt. Hier müssen sich die Teilnehmer in einem hoch komplexen, taktisch sehr intensiven und anspruchsvollem Szenario behaupten“, sagt der Inspekteur der Luftwaffe. Wegen des Umzugs der Tornado-Waffenschule von Holloman im US-Bundesstaat New Mexico nach Jagel gibt es dieses Jahr keinen eigenen Tornado-Waffenlehrerkurs.

Dieses Abzeichen bekommen die Waffenlehrer bei der Graduierung. (Quelle: Luftwaffe/Stefan Petersen)

Die höchste Qualifikation der Teilnehmer

Bei der feierlichen Graduierung am 6. Oktober bekommen die Lehrgangsteilnehmer schließlich die begehrten Waffenlehrer-Abzeichen. „Mit dem Abschluss der Ausbildung besitzen die Absolventen die höchste fachliche Qualifikation. Sie verfügen über ein Gesamtverständnis der Stärken und Fähigkeiten ihrer Waffensysteme. Ihr Wissen und Können in den taktischen Verfahren von verbundenen Luftkriegsoperationen erfüllt höchste Standards“, erklärt Generalleutnant Müllner. Die Absolventen können stolz darauf sein, einen der schwierigsten Lehrgänge der Luftwaffe erfolgreich abgeschlossen zu haben – getreu dem Motto der Eurofighter-Waffenschule, die in großen Lettern auf einem Wandbild im Staffelgebäude in Laage prangt: „Fight to fly, fly to fight, fight to win“ – „Kämpfe, um fliegen zu können, fliege, um zu kämpfen, kämpfe, um zu gewinnen“.

Autor: Stefan Petersen/Luftwaffe

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