Objektschutz Luftwaffe – mehr als „nur“ Infanterie

Objektschutz Luftwaffe – mehr als „nur“ Infanterie

Der Objektschutz der Luftwaffe ist mit seinen besonderen Fähigkeiten einzigartig und vereint Infanterie sowie weitere militärische Fähigkeiten mit dem Blick für die Anforderungen der dritten Dimension. Einen Einblick haben Führungskräfte der Luftwaffe in einem viertägigen Lehrgang an der Infanterieschule der Bundeswehr in Hammelburg erhalten.

Hammelburg – Granatmaschinenwaffe, Panzerfaust, Scharfschützengewehr – diese und weitere Handfeuerwaffen sind nicht tägliches „Arbeitsgerät“ eines Generals oder Oberst der Luftwaffe. Im Juni 2014 tauschten Führungskräfte der Luftwaffe dennoch ihren Schreibtisch gegen die Einsatzausrüstung der Objektschutzkräfte. Die Lehrgangsteilnehmer sollten in Ausrüstung, Ausbildung, Einsatzgrundsätze und Besonderheiten des spezialisierten infanteristischen Objektschutzes der Luftwaffe eingewiesen werden. Dabei stand das eigene “Erfahren” im Mittelpunkt. Dementsprechend hoch waren die praktischen Anteile, in denen neben dem für die meisten Lehrgangsteilnehmer ungewohnten Umgang mit Waffen und Ausrüstung infanteristischer Kräfte auch das Erleben der körperlichen Belastung vermittelt werden sollte, die mit der Tätigkeit untrennbar verbunden ist. Ranghöchster Teilnehmer war Generalleutnant Martin Schelleis, Kommandeur Kommando Einsatzverbände Luftwaffe, zu dessen Verantwortungsbereich die Objektschutzkräfte der Luftwaffe gehören.

 

bild2Ansprengen, Abseilen & Bekämpfen – Im Team zum Erfolg
Semper Communis – Immer Gemeinsam. Unter diesem Motto der Objektschutzkräfte überwanden die Lehrgangsteilnehmer zahlreiche Herausforderungen. Sei es auf der Ortskampfbahn, beim Abseilen vom Hochhaus oder während eines Feuergefechts. In den vier Tagen konnten realistische Eindrücke gewonnen werden, die im weit entfernten Büro auch langfristig in Erinnerung bleiben werden. Durch die ungewohnten Belastungen wuchs die Gruppe in kürzester Zeit zu einem Team zusammen und verinnerlichte den „Spirit“ der Objektschutzkräfte. Der Lehrgang steigerte sich mit seinen Inhalten täglich in der Komplexität und körperlichen Belastung. Damit sollte zumindest ansatzweise die alltägliche Belastung eines Infanteristen simuliert werden. Hinzu kommen externe Bedrohungen im Einsatzgebiet, die sich sowohl auf die Psyche als auch die Physis auswirken. Einen kleinen Einblick in die extremen Stresssituationen bot das Gefechtsschießen „Zug im Angriff“ am letzten Lehrgangstag. Eingeleitet wurde das Gefechtsschießen durch das simulierte Ansprengen des Transportfahrzeugs – einer realen Bedrohung auch für die Soldatinnen und Soldaten im Einsatzland. Hierbei wurde ein 10 Kilogramm Sprengsatz in kurzer Entfernung vom Fahrzeug kontrolliert gezündet. Von der Sprengwirkung im Fahrzeug waren alle Teilnehmer sichtlich beeindruckt. Die Druckwelle war noch im Radius von 300 Metern spürbar. Nahtlos ging es anschließend in den Feuerkampf über, in dem die gewonnenen Erfahrungen der letzten Tage praxisnah umgesetzt werden konnten. Der theoretische Anteil wurde auf ein Mindestmaß reduziert, damit die kurze Lehrgangszeit effektiv genutzt werden konnte.

 

„Einfach Klasse!“
Alle Teilnehmer waren von den gebotenen Fähigkeiten der Objektschutzkräfte sowie den Ausbildungsinhalten begeistert. „Der Lehrgang Infanteristischer Objektschutz für Generale und Oberste bietet eine erlebnisorientierte Mischung aus Anschauung und „Selbermachen“ für Führungskräfte der Luftwaffe. Er verdeutlicht die Notwendigkeit des spezialisierten Wirkverbundes für Betrieb und Schutz von Anlagen der Luftstreitkräfte im Einsatz. Und er führt die große Vielfalt an Fähigkeiten vor Augen, die im Objektschutz Luftwaffe vereint sind. Doch was mich persönlich in diesen Tagen am meisten beeindruckt hat – wie immer, wenn ich bei den „Obis“ bin – ist der einzigartige „Spirit“ dieser Truppe. Es macht einfach Freude, mit diesen motivierten und engagierten Soldaten zusammen zu kommen und sie „semper communis“ in Aktion zu sehen. Einfach klasse!“ resümiert Schelleis.

 

Bedeutung von Objektschutz für Luftkriegsoperationen
Luftkriegsmittel sind eine Hochwertressource, deren Verfügbarkeit maßgeblichen Einfluss auf die eigene Operationsführung und den Ausgang des Konflikts haben kann. Sie sind daher für gegnerische Kräfte Angriffsziele höchster Priorität. Hinzu kommt, dass ein erfolgreicher Angriff auf Luftkriegsmittel eine hohe symbolische Bedeutung hat, größtes mediales Interesse auf sich zieht und deswegen auch weitreichende politische Auswirkungen haben kann. Diese Bedrohung ist naturgemäß dann besonders hoch, wenn die geographischen und geopolitischen Rahmenbedingungen die Stationierung der eigenen Luftkriegsmittel im Konfliktgebiet selbst notwendig machen und ein Ausweichen auf benachbarte sichere Regionen nicht möglich ist. Die in den Verbänden der Luftwaffe vorhandene Befähigung zum Eigenschutz reichen nicht aus, um der besonderen Gefährdung, der Luftkriegsmittel am Boden ausgesetzt sind, angemessen begegnen zu können. Zugleich können beigestellte Schutzkräfte, die mit den Besonderheiten von Luftstreitkräften und Luftkriegsmitteln nicht vertraut sind, keinen auf ihr Objekt optimierten Schutz gewährleisten. Die maximale Effektivität aller Schutzmaßnahmen kann nur erreicht werden, indem Luftstreitkräfte mit Schutzkräften, die mit Führungsstrukturen und Führungsverfahren von Luftstreitkräften und den Grundsätzen von Luftkriegsoperationen eng vertraut sind, zu einer gemeinsamen Einsatzstruktur vereint werden. Dies ist eine der grundlegenden Voraussetzungen, um Luftmacht auch in entfernte Krisengebiete projizieren zu können. Aus diesen Gründen schützt die Luftwaffe ihre Kräfte, Mittel und Einrichtungen nach Möglichkeit in eigener Verantwortung. Dies erfolgt unter Rückgriff auf die Kräfte des Einsatz- und Wirkverbundes Objektschutz Luftwaffe (EinsWirkVbdObjSLw), dessen Kern die Objektschutzkräfte der Luftwaffe sind.

 

Mehr als nur Infanterie
Neben den praktischen Anteilen erhielten die Lehrgangsteilnehmer verschiedene Einblicke in die Fähigkeiten der Objektschutzkräfte. Neben der Aufklärungsdrohne Aladin, die Aufklärungsergebnisse in Echtzeit bei Tag und Nacht liefert, wurde auch der 4-Rotor-Kleinhubschrauber Mikado vorgeführt. Beide Systeme werden seit Jahren im Einsatz genutzt und dienen den Kräften vor Ort, um Bedrohungen zu erkennen und die eigenen Truppen zu schützen. Die Integration von Diensthunden in die Objektschutzkräfte sowie deren unterschiedliche Verwendungsmöglichkeit wurden in einem realistischen Einsatzszenario unter Beweis gestellt. Eine weitere Fähigkeit der Objektschutzkräfte, die künftig weiter ausgebaut wird.

 

Der Einsatz- und Wirkverbund Objektschutz Luftwaffe
Ein umfassender und auf die besonderen Erfordernisse eines Einsatzkontingentes der Luftwaffe und die Bedrohungslage vor Ort ausgerichteter Schutz kann nur durch das enge Zusammenwirken von Schutzkräften mit unterschiedlichen Spezialisierungen sichergestellt werden. Diese unterschiedlichen Spezialisierungen bilden die Einsatzformen des Objektschutzes in der Luftwaffe: spezialisierter infanteristischer Objektschutz, Flugabwehr im Nah- und Nächstbereichsschutz, ABC-Abwehr, Brandschutz, Kampfmittelbeseitigung und Schadensbeseitigung. Träger des luftstreitkräftespezifischen Schutzes ist der EinsWirkVbdObjSLw, der die Zusammenfassung von sich ergänzenden und synergetisch unterstützenden Kräften verschiedener Einsatzformen ist. Durch ihn lässt sich flexibel ein maßgeschneideter Schutz realisieren, der darauf abzielt, Angriffe auf das Schutzobjekt zu verhindern oder zumindest abzuwehren und die Auswirkungen von erfolgten Angriffen auf die Fähigkeit des zu schützenden Verbandes zur Durchführung von Luftkriegsoperationen zu minimieren. Die Fähigkeit zum engen, ineinander verzahnten Operieren ist eine Kernfähigkeit der Kräfte der Einsatzformen und daher Schwerpunkt der einsatzvorbereitenden Ausbildung der Objektschutzkräfte und insbesondere des Führungspersonals.

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