Pooling & Sharing – Gemeinsamer Lufttransport als wegweisender Leuchtturm

Pooling & Sharing – Gemeinsamer Lufttransport als wegweisender Leuchtturm

Die multinationale Organisation von Lufttransport stand thematisch im Mittelpunkt der Berliner Plattform, zu der die Interessengemeinschaft Deutsche Luftwaffe e. V. (IDLw e.V.) ein weiteres Mal lud.

 

Auch auf ihrer Berliner Plattform am 14. Oktober 2015 in der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt bewies die Interessengemeinschaft Deutsche Luftwaffe e. V. einmal mehr, dass sie ihrem Ruf gerecht wird, stets höchst interessante Vortragende einzuladen. Mit Generalmajor Christian Badia, Kommandeur des European Air Transport Command (EATC) in Eindhoven in den Niederlanden, konnte ein kommandierender General gewonnen werden, der einem multinationalen Kommando vorsteht, welches sich durch seine Einzigartigkeit auszeichnet.

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Das EATC koordiniert seit nunmehr fünf Jahren den Lufttransport, die Luftbetankung und Aeromedical Evacuation-Einsätze (AirMedevac) für die deutsche Luftwaffe sowie für sechs weitere Partnernationen, um eine optimale Auslastung der eingesetzten Maschinen einerseits umzusetzen, andererseits die effektive Erfüllung des Auftrags zu gewährleisten. Ziel ist die Sicherstellung des taktischen und strategischen Lufttransportes von Personal und Material für alle Partnernationen durch gezielte Koordinierung der assignierten Lufttransportflotten. Das EATC kann dabei auf verschiedenste Luftfahrzeugmuster mit insgesamt über 220 Luftfahrzeugen aller Partnernationen zurückgreifen. Im Routineflugbetrieb werden betriebswirtschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt, um einen möglichst effizienten und dabei international ausgerichteten militärischen Lufttransport innerhalb der Partnernationen zu garantieren. Hierzu zählt beispielsweise die Vermeidung von Parallel- und Leerflügen zugunsten zusammengelegter Flüge.

 

General Badia schilderte den Weg von der NATO-EU-Initiative bis zum bestehenden Kommando. Dennoch sei das EATC keine NATO oder EU Institution – es werde alleine getragen von seinen Partnernationen, die auch weiterhin auf die Expertise „ihres“ Personals zurückgreifen könnten. Das EATC füllt dabei mehr als eine koordiniere Funktion aus. Den Lufttransport betreffend muss es integrierend wirken, beispielsweise um Standards und Verfahren der beteiligten Nationen anzupassen und zu harmonisieren. Das Geschäftsmodell des ETAC könne nur funktionieren, wenn dem Kommando das notwendige Vertrauen und auch Zutrauen der Nationen entgegengebracht werde. Denn die teilweise Übertragung nationaler Souveränität ist eine Grundvoraussetzung, meinte man es mit Pooling & Sharing ernst.

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Mit verschiedenen Beispielen illustrierte General Badia wie unterschiedliche Verfahren der Nationen, z.B. zum Absetzen von Fallschirmjägern oder die Handhabung der Dienstzeiten von Flight Crews, durch die funktionale Abteilung im EATC angeglichen und so die Voraussetzung geschaffen werden, dass auch spanische Crews mit ihren Luftfahrzeug deutsche Fallschirmjäger absetzen oder deutsche Lufttransporter einen AirMedevac-Flug für italienische Verwundete fliegt können. Er betonte die Vorteile und den Mehrwert, die die konzentrierte Lufttransportexpertise im EATC für alle beteiligten Nationen mit sich brächte. „Hier ergibt 2 plus 2 manchmal eben 5, denn die Integration bietet zum Beispiel im Bereich Nachrichtenlage einen Mehrwert für die beteiligten Nationen, die sie ansonsten nicht hätten!“, zeigt sich der General überzeugt.

 

Besonderes interessiert zeigt sich die Zuhörerschaft von der virtuellen Währung ATARES, die im EATC geschaffen wurde, um den Betrieb von Lufttransportflugzeugen gegenseitig zu verrechnen. Dabei fließt kein Geld, sondern die geleisteten Flugstunden einer Nation schuldet der Leistungsempfänger dem Leistungserbringer wiederum in Flugstunden. Dabei liegt der Währung ATARES eine Flugstunde C-130 bzw. C-160 als Basiswert 1,0 zugrunde. Eine Airbus A310 hat einen Wert von 3,5 EFH (Equivalent Flying Hour). Das EATC, so Badia, hat einen genauen Überblick über die geleisteten Flugstunden und achtet bei der Auftragsvergabe auf eine gleichmäßige Auslastung, so dass in den fünf Jahren seit Bestehen des EATC noch nie irgendwelche Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen werden mussten. Zukünftig wird die Währung auch um Simulatorstunden A400M und Nutzung von Übungsanlagen erweitert werden. „Wir können mit weniger Luftfahrzeugen und weniger Flugstunden die gleiche Tonnage und Anzahl an Passagieren befördern. Das sind die Synergien, die nur durch ein Modell wie dem EATC zu erreichen sind“, führt General Badis resümierend aus.

 

Kann das EATC als positives Beispiel für weitere Pooling & Sharing Projekte dienen? General Badia hat darauf zum Ende seiner Ausführungen eine klare Antwort: „Das ETAC als ein beispielgebender Leuchtturm könnte aktueller nicht sein! Pooling & Sharing steht im Mittelpunkt des Interesses der EU-Nationen. Die Nationen wurden aufgefordert, das Geschäftsmodell des EATC auch für andere Pooling & Sharing Projekte zu prüfen, beispielsweise im Bereich der Führung der Logistik am Boden oder für die Aufklärung über See. Insofern denkt man in Brüssel natürlich darüber nach, wie das Geschäftsmodell des EATC auch auf andere Bereiche übertragen werden kann.“

 

Die interessierten Fragen des Publikums und die anregende Diskussion nach dem Vortrag von Generalmajor Badia insbesondere zu Bereichen gemeinsamer europäischer Beschaffungsvorhaben, die durch ein Projekt wie das EATC Vorschub erhielten, demonstrierte, dass wiederum ein spannendes und aktuelles Thema für die Berliner Plattform 2015 gefunden wurde.

 

 

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