Tobruq Legacy 19 – Erwartungen eines Kommandeurs

Für die größte Übung multinationaler Flugabwehrraketenverbände in Europa – Tobruq Legacy 2019 (TOLY 19) – laufen die Vorbereitungen. Die FlaRakGrp 61 aus Todendorf ist mit ihrem leichten Flugabwehrsystem Ozelot dabei. Der Kommandeur, Oberstleutnant Nikolas Scholtka, sprach mit dem Redakteur.

 

Oberstleutnant Nikolas Scholtka, Kommandeur der FlaRakGrp 61, im Interview. (Quelle: Luftwaffe/Raphael Baekler)

 

Herr Oberstleutnant. Sie nehmen mit Ihrem Verband nun zum ersten Mal an der internationalen Übung Tobruq Lagacy teil. Welche Erwartungen haben Sie an die Übung und welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich, gerade im Hinblick auf Ihre Einheit?

Meine Leichte Flugabwehr wird während der Übung TOLY erstmalig im Felde mit Kräften des niederländischen DGAC (Defensie Grondgebonden Luchtverdedigingscommando (deutsch: Kommando Bodengebundene Luftverteidigung) zusammenarbeiten. Absicht ist, unter einem gemeinsamen Führungselement die Kräfte der kurz-reichweitigen Flugabwehr (SHORAD) beider Nationen zu bündeln und diese zentral zu führen. Damit wird der erste Meilenstein in der Umsetzung eines gemeinsamen Einsatzverbundes (BSTF – bi-national SHORAD Task Force) für die Speerspitze der schnellen NATO-Eingreiftruppe, der VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) 2023 realisiert. Genau hier sehe ich den größten Erkenntnisgewinn der anstehenden Übung. „Wir werden lernen und wissen, wo wir bereits auf dem richtigen Weg sind, aber auch, wo wir nachsteuern müssen, um 2023 eine schlagkräftige Truppe gemeinsam der NATO zur Verfügung stellen zu können“.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihre Soldatinnen und Soldaten in den nächsten Wochen?

Gleichwohl es bereits einige gemeinsame Workshops und Besprechungen zum Aufbau der BSTF gegeben hat, wird die Übung das erste Mal der „Lackmustest“ in der Praxis sein. Die niederländischen Kräfte und meine Leichte Flugabwehr haben ein sehr ähnliches Grundverständnis, dass macht es leichter, aber die unterschiedlichen Fähigkeiten der beiden Nationen gilt es nun zusammenzuführen. Die dafür erforderliche Kommunikation, Organisation und Planung als dann die Umsetzung in der Praxis werden die größte Herausforderung für meine Leichte Flugabwehr, aber vor allem für das Führungselement (Command Element) sein.

Am Ende ist eine der größten Herausforderungen immer die Zeit, denn nach der Übung ist vor der Übung und so folgen nach TOLY 19 ziemlich schnell ein Schießen meiner LeFla im September und anschließend laufen wir bereits in den Endspurt der Vorbereitung zur Übungsteilnahme IRON WOLF in Litauen im November, welche erneut, auf Grund der anstehenden Verlegung ins Ausland, meine Kräfte stark bindet und fordert. Viel Luft zum Durchatmen bleibt da nicht.

Im Interview beantwortet Oberstleutnant Scholtka Fragen zu TOLY 19 als auch zu VJTF. (Quelle: Luftwaffe/Raphael Baekler)

VJTF ist ein großes Thema. Kürzlich hat die Bundeskanzlerin die VJTF-Kräfte am Standort Munster besucht. Welche Bedeutung hat diese Übung in Hinblick auf VFTF aus Ihrer Sicht?

Mein Verband und damit auch die Leichte Flugabwehr ist seit dem 3. April 2018 dem DGAC unterstellt. Insofern ist die Integration meines Verbandes in einer bi-nationalen Kooperation mit den niederländischen Streitkräften bereits der erste Schritt für das Leuchtturmprojekt einer BSTF, welches in einem gemeinsamen Beitrag für die VJTF 2023 münden wird, gewesen. Diese Übung ist für uns deshalb so wichtig, weil es gilt, die konzeptionellen Überlegungen auch auszuprobieren. Wenn ich sagen würde, dass dies einfach ist, würde ich die Tatsachen verkennen, aber ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam das schaffen wollen und auch werden. Unser aller Ziel ist es, mit dieser Übungsteilnahme den nächsten Schritt zur Sicherstellung unserer gemeinsamen Verpflichtung VJTF 2023 zu gehen, und das wird auch klappen, dessen bin ich mir sicher.

Scholtka ist überzeugt von der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit. (Quelle: Luftwaffe/Raphael Baekler)

Die FlaRakGrp 61 ist ein Teil der Binational SHORAD Task Force (BSTF) unter niederländischer Führung. Wie bewerten Sie die noch junge Zusammenarbeit von niederländischen und deutschen Kräften?

Im Kern muss man zunächst festhalten, dass die deutschen und niederländischen FlaRak-Kräfte schon seit Jahrzehnten eine intensive Zusammenarbeit und konstruktiven Informationsaustausch pflegen. Die Integration der FlaRakGrp 61, in die Struktur des DGAC, war hier sicher ein neuer, weitergehender Schritt dieser Zusammenarbeit, aber diese Unterstellung hat sich im Nachhinein deutlich unkomplizierter dargestellt, als dies vielleicht der ein oder andere erwartet hätte. Jetzt muss man aber auch ehrlich sein, für den Bediener im Waffensystem, den „Schrauber“ oder den Kraftfahrer hat sich nicht wirklich viel geändert. Wesentliche Berührungspunkte bestehen eher durch meinen Stab oder die Staffelführungen. Für diejenigen, die aber betroffen sind, kann ich sagen, dass diese Kooperation Spaß macht, weil es auch eine Herausforderung darstellt. Ich selbst berichte zum Beispiel dem Commander DGAC regelmäßig über die aktuellen Ereignisse und Sachstände aus meiner FlaRakGrp und hole mir, im Rahmen seiner Zuständigkeit auch die notwendige Billigung für meine Vorhaben ein, wenn dies erforderlich ist.

Herr Oberstleutnant Scholtka, vielen Dank für das Gespräch.

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