TOLY 19 – Multinationales „Cross-Training“

„Cross-Training“ – was zunächst wie ein Begriff aus dem modernen Fitness-Bereich klingt, hat bei der Übung Tobruq Legacy 2019 auf dem polnischen Truppenübungsplatz Ustka westlich von Gdanzk (Danzig) eine ganz andere Bedeutung. Denn in der ersten Woche der größten Flugabwehr-Übung in Europa steht der Ausbildungsgedanke im Mittelpunkt.

Deutsche und niederländische Soldaten beim „Cross-Training“ im polnischen Ustka. (Quelle: Luftwaffe/Alexander Feja)

Gleich hinter den Dünen und noch in Hörweite der Ostseewellen kommen circa 250 niederländische und deutsche Soldaten – alles Angehörige des Kommandos Bodengebundene Luftverteidigung (Defensie Grondgebonden Luchtverdedigingscommando, DGLC) des niederländischen Heeres – zusammen, zu dem auch die deutsche Flugabwehrraketengruppe 61 gehört.

In einem großen Rechteck sind alle derzeit in Ustka eingesetzten Waffensysteme der gemeinsamen Einsatzgruppe kurzreichweitige Flugabwehr (BSTF – Binational SHORAD Task Force) aufgebaut: Unter anderem das deutsche Leichte Flugabwehrsystem mit dem kettengetriebenen Waffenträger Ozelot, dem Aufklärungs-, Führungs – und Feuerleitfahrzeug (AFF), niederländischen Systemen auf Basis des deutschen Fennek-Radpanzers, die tragbare Fliegerfaust (auch als „Stinger“ bekannt) oder auch das niederländisches Flugabwehrraketensystem NASAMS mit Flugkörpern des Typs AMRAAM.

Bei der Übung Tobruq Legacy wird Multinationalität gelebt. (Quelle: Luftwaffe/Alexander Feja)

Viele Systeme in einem Verband

Nach einem kurzen Antreten verteilen sich die Soldatinnen und Soldaten zwanglos auf die verschiedenen Informations-Stationen. „Ziel der Zusammenarbeit ist der Erfahrungs- und Wissensaustausch im Bereich Flugabwehr kurzer Reichweite“, so der Führer des deutschen Anteils der BSTF, Major Marc Mellentin*. „Wir wollen die erste Woche von Tobruq Legacy nutzen, um sowohl die Waffensystemkommandanten, als auch das Gefechtsstandpersonal, deutsch wie niederländisch, im bi-nationalen Umfeld zu üben.“ Doch warum ist dieser Austausch erforderlich, wo die beteiligten Einheiten doch zum gleichen Verband gehören?

Viele verschiedene Waffensysteme der Deutschen und Niederländer kommen bei der Übung zum Einsatz. (Quelle: Luftwaffe/Alexander Feja)

Ein Verband – fast 600 Kilometer Distanz

Grund ist die räumliche Entfernung des deutschen Verbandes, der von seinem Standort in Todendorf/Panker kurz vor Kiel im Norden Deutschlands, fast 600 Kilometer von „seinem“ Großverband im niederländischen Vredepeel entfernt ist. Vredepeel liegt wiederum kurz hinter der deutschen Grenze in der Nähe des niederrheinischen Ortes Weeze. Daher bietet die erste gemeinsame Großübung Tobruq Legacy 2019 die unschätzbare Gelegenheit, die Waffensysteme des jeweils anderen Partners einmal genauer ins Auge zu fassen.

Trotz vieler Aufträge finden die Soldaten Zeit, sich auszutauschen und mehr über das Militär des anderen Landes zu erfahren. (Quelle: Luftwaffe/Alexander Feja)

Sprachgrenzen – auch eine der Herausforderungen

Unverzüglich beginnen Fachgespräche zwischen den Teilnehmenden – und eines wird dabei sofort klar: Egal ob deutsche oder niederländische Uniform – hier trifft sich wirklich ein gemeinsamer Verband. Doch bei näherem Hinhören wird eines ganz klar: Fremdsprachkenntnisse sind das A und O in einem multinationalen Verband. Obwohl vereinzelt deutsche Soldaten fließend von Deutsch ins Niederländische wechseln und viele Niederländer über hervorragende Deutschkenntnisse verfügen, bedarf es doch noch kontinuierlicher Ausbildung auch in diesem Bereich – und das quer durch alle Dienstgrade. Reicht Deutsch, beziehungsweise Niederländisch für das normale Miteinander noch aus, so müssen auch englische Sprachkenntnisse als NATO-weit verbindende Sprache kontinuierlich weiter ausgebaut werden. Multinationalität fordert somit von jedem Einzelnen – vom Gefreiten bis zum Stabsoffizier – weit mehr als nur die Harmonisierung taktischer Verfahren.

Und es geht weiter. In der Folgewoche kommt es zu einer fordernden „Übung in der Übung“. (Quelle: Luftwaffe/Alexander Feja)

Weitere Herausforderungen warten

Nachdem in der ersten Woche noch Ausbildung und gemeinsames Training der Angehörigen aller 16 an der Übung beteiligten Nationen im Vordergrund standen, warten aber in der Folgewoche schon die nächsten Herausforderungen: Auf die nunmehr geschaffene gemeinsame Basis aufbauend geht es für die Übungsteilnehmer in eine fordernde „Übung in der Übung“, bei der 96 Stunden am Stück, also vier Tage rund um die Uhr, der taktische Einsatz bei Tag und Nacht trainiert wird. Und nach der hochsommerlichen Hitze von über 30 Grad verheißt der Wetterbericht mit Gewittern und Regengüssen bei fast gleichbleibenden Temperaturen für die nächsten Tage nichts Gutes…

Auch schweres Gerät kommt bei der Übung zum Einsatz. (Quelle: Luftwaffe/Alexander Feja)

Autor: Alexander Feja

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