Über 60 Jahre Flugabwehrausbildung deutscher Soldaten in Texas

Über 60 Jahre Flugabwehrausbildung deutscher Soldaten in Texas

Immer seltener können bei der Bundeswehr langjährige Standort-Jubiläen gefeiert werden, denn es wurden schon einige traditionsreiche Standorte aufgegeben. Umso ungewöhnlicher und erfreulicher war es, als das Taktischen Aus- und Weiterbildungszentrum Flugabwehrraketen der Luftwaffe in USA (TAWZ) am vergangenen Wochenende gleich zwei runde Geburtstage feiern konnte. 60 Jahre Flugabwehrausbildung deutscher Soldaten in Fort Bliss und 50-jähriges Bestehen der Raketenschule der Luftwaffe in USA bzw. TAWZ.

Zahlreiche Gäste folgten der Einladung von Oberst Kresser (Peter Breuer/Luftwaffe)

Über 200 Gäste aus den Vereinigten Staaten und Deutschland waren zu dem militärischen Appell am 9. Juli 2016 geladen, um gemeinsam mit den Angehörigen des TAWZ beide herausragende Jubiläen zu feiern.
Oberst Ingo Kresser begrüßte zu Beginn seiner Rede den Kommandeur Bodengebundene Verbände des Luftwaffentruppenkommandos, Brigadegeneral Michael Gschoßmann, der als Ehrengast aus Deutschland angereist war. Kresser freute sich besonders über zahlreiche militärische und zivile Gäste aus Fort Bliss und El Paso. Der kommandierende General der 1st Armored Division und Fort Bliss, Generalmajor Pat White, Brigadegeneral Christopher Spillman, Kommandeur des 32nd Army Air and Missile Defense Command und Oberst Mike Hester, Fort Bliss Garrison Commander, folgten gerne Oberst Kressers Einladung.

Oberst Kresser spricht zu den Angehörigen des TAWZ und den Gästen (Peter Breuer/Luftwaffe)

„Wir können kaum unsere Dankbarkeit für die Unterstützung und den herzlichen Empfang der deutschen Familien hier in Fort Bliss und El Paso zum Ausdruck bringen. Vor allem in den Jahren ohne Internet, Skype, Facebook, billige Telefonkarten und günstiger Flugpreise war El Paso wirklich weit weg von Zuhause. Viele Freundschaften, die sich in den letzten 60 Jahren entwickelt haben, bestehen noch immer.“, so Oberst Kresser. „Für diese Partnerschaft, Freundschaft und die vollständige Integration im „Team Bliss“ und der großen Gemeinschaft von El Paso, möchte ich unseren amerikanischen Freunden danken.“

Die ersten deutschen Lehrgangs-teilnehmer, Oberleutnant Ebner und Oberleutnant Boettcher, übergeben am 02. Januar 1956 dem US-Schul-kommandeur, Brigadegeneral Albert G. Franklin, eine Fahne der Bundesrepublik Deutschland. (Archiv/Luftwaffe)

Wie alles begann

Die 60-jährige Geschichte der Deutschen in El Paso begann am 2. Januar 1956 als die ersten deutschen Lehrgangsteilnehmer, Oberleutnant Ebner und Oberleutnant Boettcher dem damaligen US-Schulkommandeur, Brigadegeneral Albert G. Franklin, eine deutsche Fahne überreichten. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch Heeressoldaten, die in Fort Bliss ausgebildet wurden. Doch schon ein Jahr später kamen die ersten Luftwaffensoldaten nach El Paso. Die Dienststelle „Deutscher Luftwaffenflugabwehrverbindungsstab Fort Bliss“ wurde geschaffen. Im Januar 1958 begann das sogenannte „Package Training“ am FlaRak-Waffensystem NIKE für das Schlüsselpersonal, das ab 1961 auch für das HAWK- Personal übernommen wurde.

8. Juli 1966: „Fort Bliss Commander“, Generalmajor George T. Powers III, gratuliert General Panitzki im Anschluss an die Indienst-stellungszeremonie der RakSLw USA (Archiv/Luftwaffe)(Archiv/Luftwaffe)

Der 8. Juli 1966 stellt einen weiteren Meilenstein der Geschichte der Deutschen Soldaten in den USA dar. Der damalige Inspekteur der Luftwaffe, GenLt Panitzki, stellte an diesem Tag die Raketenschule der Luftwaffe USA (RakSLw USA) in Dienst. Die Raketenschule der Luftwaffe wurde von Aachen, Deutschland nach Fort Bliss verlegt. Der RakSLw USA waren 6 Inspektionen an den Standorten Fort Bliss in Texas, Fort Sill in Oklahoma und im Redstone Arsenal in Alabama unterstellt. Dort wurden deutsche Luftwaffensoldaten in den verschiedensten Funktionen an den Waffensystemen NIKE, HAWK und PERSHING ausgebildet. Von 1966 bis 2005 wurde der Auftrag der Raketenschule der Luftwaffe mehrfach verändert. Grundsätzlich aber stand die waffensystembezogene taktische und technische Aus- und Weiterbildung von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften im Mittelpunkt.

Baumaßnahmen in den 1980er: An-passung der Infrastruktur der RakSLw USA für die Ausbildung am Waffen-system PATRIOT (Archiv/Luftwaffe)

Tiefgreifende Veränderungen ergaben sich aus der Umrüstung vom Waffensystem NIKE auf das softwaregestützte hochleistungsfähige Waffensystem PATRIOT Mitte der achtziger Jahre. Die RakSLw USA wurde zum 31. März 2005 aufgelöst und am 01. April 2005 als das Taktische Ausbildungs- und Weiterbildungszentrum Flugabwehrraketen der Luftwaffe mit Weiterentwicklungsaufgaben USA neu aufgestellt.
Die Personalstärke der Raketenschule der Luftwaffe USA am Standort Fort Bliss betrug bis Mitte der 80er Jahre durchschnittlich 300 Mann Stammpersonal. Zusammen mit den Lehrgangsteilnehmern und den Familienangehörigen befanden sich ca. 2000 deutsche RakSLw-Angehörige in Fort Bliss und El Paso. Das TAWZ bildet derzeit 350 bis 400 Lehrgangsteilnehmer pro Jahr aus. Knapp 90 Soldaten mit ihren Familien und 24 zivile Ortskräfte sind am Taktischen in El Paso stationiert. Dazu kommen vier Soldaten mit ihren Familien und eine Ortskraft in Fort Sill. Über ihre eigentliche Aufgabe hinaus waren die Soldaten und ihre Angehörigen mit Selbstverständlichkeit und oftmals viel persönlichem Engagement auch als „Botschafter“ unserer Luftwaffe und unseres Landes tätig.

Die Soldaten des TAWZ beim Appell zum doppelten Geburtstag (Peter Breuer/Luftwaffe)

Unterstützung, Vertrauen und echte Partnerschaft

Die Feier am 9. Juli 2016 sollte nicht eine Feier zum Selbstzweck sein, sondern die tiefe Freundschaft und Verbundenheit mit den US-Amerikanern betonen. Daher bedankte sich Oberst Kresser zum Schluss seiner Rede nochmals bei General White. “Wir danken der militärischen Führung von Ft Bliss für Ihre anhaltende, starke Unterstützung, das Vertrauen und die echte Partnerschaft, die es uns erlaubt hat, in einer optimalen Trainingsumgebung zu trainieren.“, sagte Kresser. „Wir sind stolz, Teil Ihres Teams Bliss zu sein.“ Er dankte auch der Stadt El Paso für den herzlichen Empfang, den die deutschen Soldaten immer erfahren haben und den „Germans“ ein Gefühl gegeben haben, zu Hause zu sein.

 

Anschließend sprach Brigadegeneral Gschoßmann zu den Gästen. Er betonte, dass die gesamte Luftwaffe ihr 60-jähriges Bestehen feiert. „Mit dem Aufbau der Streitkräfte im Jahr 1956 in Deutschland, wurde auch die Errichtung einer Streitkraft für den Kampf in der 3. Dimension initiiert.“, sagte General Gschoßmann. „Mit den ersten Soldaten im Jahr 1956 und der Gründung der Raketenschule der Luftwaffe im Jahre 1964 wurden mehr als 60.000 Soldaten unsere Luftabwehr-Einheiten in Deutschland ausgebildet.“

General White, Oberst Kresser und Brigadegeneral Gschoßmann vor den Gästen des Empfangs (Peter Breuer/Luftwaffe)

Gegenüber Journalisten äußerte sich auch Generalmajor White zum Jubiläum der „Germans at Fort Bliss“. „Es geht darum Freunde zu machen. Es geht darum, die jeweils andere Kultur kennen zu lernen. Die Familien und Soldaten, die hier sind – sind ein Teil von El Paso und ein Teil von Fort Bliss und wir sind froh, sie hier zu haben „, sagte White.

 

Ebenso hatten viele US-Soldaten die Möglichkeit, während ihrer Stationierung in Deutschland das kulturelle Verständnis zu fördern und ähnliche Erfahrungen zu machen wie die deutschen Soldaten und ihre Familien hier in El Paso.“

 

„Wir haben 10 Jahre in Deutschland gelebt und wir waren dort sehr willkommen. Zwei unserer Kinder wurden dort geboren, so dass wir auch die Gegenseite verstehen.“, sagte Emma Weiß, Ehefrau von Maj. Gen. Pat White, 1st AD und Fort Bliss kommandierenden General.

Generalmajor White und Brigadegeneral Gschoßmann schneiden die Geburtstagstorte an)

Geburtstagstorte. Diese Ehre überließ Kresser Brigadegeneral Gschoßmann und Generalmajor Pat White. Unter großem Applaus wurde der Kuchen an die Gäste verteilt, doch Torte war nicht das einzige, was serviert wurde. Die Angehörigen des TAWZ versorgten die Gäste auch mit Bratwurst, Schweinesteaks und deutschem Bier.

 

Autor: Peter Breuer/Luftwaffe

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