Wenn Kampfjets über den Atlantik hoppeln müssen…

Wenn Kampfjets über den Atlantik hoppeln müssen…

Der Auftrag an die Mission Planning Section des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 ist klar: Die Verlegung von vier Tornados aus Büchel in die USA planen.
Gemeinsam mit dem Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ nehmen die Büchelaner an Green Flag West in Nevada teil.

Die Tornados verlegen aus Deutschland in die USA. Über dem Atlantik werden sie von US-amerikanischen Tankflugzeugen mit Treibstoff versorgt. (Quelle: Luftwaffe/Kevin Schrief)

„Den Auftrag zur Planung der Verlegerouten erhielten wir schon Anfang des Jahres“, erinnert sich Frank Eiblmaier. Der Oberstabsfeldwebel ist der dienstälteste Flugbetriebsfeldwebel der Mission Planning Section (MPS) des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33. Er hat 26 Jahre Erfahrung. Und er hat etliche Feldwebel, Unteroffiziere und Soldaten in seiner Dienstzeit ausgebildet. Gleich zu Beginn werden die jungen Kameraden in verschiedenen Koordinatensystemen geschult, um an den Karten mit den unterschiedlichen Maßstäben arbeiten zu können. „Ein gewisses Interesse an militärischem Flugbetrieb und auch an Flugzeugen im Allgemeinen ist eine Grundvoraussetzung für unseren Job“, erklärt der Oberstabsfeldwebel. In den vergangenen Jahren sind, wie in so vielen Berufen, Computerkenntnisse immer wichtiger geworden.

Feldwebel Astrid Süsser und Stabsunteroffizier Eugen Podgornjak unterstützen Eiblmaier bei der Verlegeplanung. Die beiden jungen Unteroffiziere werden das erste Mal bei der Übung Green Flag dabei sein. Als Missionsplaner und Fachleute für die Planungsanlage TOGSS MSS (Tornado Operational Ground Support System – Mission Support System) werden sie die fliegenden Besatzungen unterstützen. „Es ist immer wichtig, MPS-Personal bei so einer großen Übung vor Ort zu haben, um eine reibungslose Planung sicherzustellen. Und wo können die jungen Kameraden besser lernen als auf einer Übung wie Green Flag?“, sagt Oberstabsfeldwebel Eiblmaier.

Die U.S. Air Force gibt die Flugroute vor

Die vier Tornados aus Büchel werden gemeinsam mit sieben Eurofightern des Taktischen Luftwaffengeschwaders „Boelcke“ aus Nörvenich von US-amerikanischen Tankern des Typs KC-10 und KC-135 während des Fluges von Europa in die USA begleitet. Während des Fluges tanken die Kampfflugzeuge immer wieder auf. So können die Jets den Atlantischen Ozean ohne Zwischenlandung überqueren.

„Die Flugroute für die Planung gibt die ‚Tankerzelle‘ in Langley vor“, erklärt Feldwebel Astrid Süsser. Dafür übermittelt die Mission Planning Section die Konfiguration der Tornados an die zuständige Stelle auf der Langley Air Force Base in Virginia. Dazu gehören auch das Gewicht und die Luftwiderstände der Außenlasten, damit die Amerikaner die Betankungszeitpunkte und den benötigten Treibstoff jedes einzelnen Tornados berechnen können. Auf dieser Grundlage werden durch Langley die geplante Flugroute und die verfügbaren Ausweichflugplätze festgelegt. Etwa drei Wochen später treffen die notwendigen Planungsdaten in Büchel ein. Diese werden anschließend in die Planungsanlage TOGSS MSS (Tornado Operational Ground Support System – Mission Support System) eingegeben.

Oberstabsfeldwebel Frank Eiblmaier und Stabsunteroffizier Eugen Podgornjak arbeiten an der Flugroute für die Tankerverlegung an der Planungsanlage TOGSS MSS (Quelle: Luftwaffe/Stephan Jeglinski)

Alles muss auf aktuellem Stand sein

Schon zuvor geht die eigentliche Arbeit in der MPS los. Eugen Podgornjak bestellt alle benötigten Karten und flugrelevanten Unterlagen für die Verlegung und das Übungsgebiet. „Das ist zwingend notwendig, da das verwendete Karten- und Vorschriftsmaterial stets aktuell sein muss. Veraltete Karten dürfen aus Sicherheitsgründen nicht für Flugplanungen verwendet werden.“, stellt der Stabsunteroffizier klar.

Zusätzlich werden Karten und Satellitenbilder in digitaler Form vom Übungsgebiet in Nevada beschafft. Überfluggenehmigungen werden für alle Länder, die von den Tornados während ihrer Verlegung überflogen werden, über die Flugbereitschaft BMVg beantragt.

Auch Kampfjets können ein Rendevouz verpassen

Natürlich müssen die Tornado-Besatzungen auch für das berühmte „Worst-Case-Scenario“ vorbereitet sein. Kommt es beim Start oder während des Fluges zu technischen Problemen, ist es möglich, dass einer oder mehrere Kampfjets das „Rendevouz“, das Zusammentreffen mit den bestellten Tankern, verpassen.

Für diesen Fall erstellt die MPS die sogenannte „Hoppel-Route“. Mit dieser „hoppeln“ die Tornados von Flugplatz zu Flugplatz und tanken dort auf. Das stellt sicher, dass alle Luftfahrzeuge rechtzeitig zu Übungsbeginn die Nellis Air Force Base bei Las Vegas erreichen.

Das Planen dieser Route ist eine echte Herausforderung, denn über dem Atlantik gibt es viel Wasser aber wenige Flugplätze, die sich für eine Zwischenlandung eignen. Die Flugplätze müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, was die Arbeit der MPS nicht erleichtert. Dazu zählt auch, dass die Start-und Landebahn eine ausreichende Länge besitzt und der für die Tornados passende Treibstoff, Sauerstoff und Betriebsmittel verfügbar sind.

Darüber hinaus muss ein Instrumentenanflugverfahren auf dem Flugplatz möglich sein, so dass auch bei extrem schlechter Sicht gelandet werden kann. Ein alternativer Landeplatz für unvorhersehbare Situationen wie eine Platzschließung oder zu starke Windverhältnisse muss natürlich auch gefunden werden. Entlang der Flugroute müssen zudem immer Ausweichflugplätze für Notsituationen, sogenannte „Emergency Fields“, gefunden werden. Im Notfall, etwa bei Ausfall eines Triebwerks, kann auf diesen notgelandet werden.

Feldwebel Astrid Süsser und Stabsunteroffizier Eugen Podgornjak nehmen letzte Änderungen an der Flugroutenplanung vor. (Quelle: Luftwaffe/Nico Tennhardt)

„Das Rad“ nicht immer neu erfinden

„Der Vorteil ist, dass wir nicht das erste Mal bei Green Flag dabei sind und so auf Planungen der vergangenen Übungen zurückgreifen können. Um die Aktualität zu prüfen, nutzen wir alle Quellen, die uns zur Verfügung stehen“, erläutert Oberstabsfeldwebel Frank Eiblmaier. Zur Überprüfung, ob die Informationen über die Flugplätze noch aktuell sind, arbeitet die MPS eng mit der Flugberatung auf dem Fliegerhorst zusammen.

Läuft alles ohne technische Zwischenfälle, werden die deutschen Kampfflugzeuge von US-amerikanischen Tankern begleitet (grün). Die „Hoppel-Route“ (rot) dient als Ausweichplan (Quelle: Luftwaffe/Marco Parge)

Ist die Verlegeplanung für die Tanker- und „Hoppel“-Route abgeschlossen, wird die sogenannte „DMG Basic Load“ für den Digital Map Generator (DMG) im Tornado erstellt. Durch diese stehen den Besatzungen die Luftraumstrukturen, das Kartenmaterial, das Übungsszenario und viele weitere wichtige Informationen digital im Cockpit zur Verfügung. Zusätzlich erstellt die MPS für jedes Besatzungsmitglied ein Verlegebuch. Darin sind viele weitere Informationen enthalten, die die Besatzungen bei der Überführung unterstützen sollen. Damit ist der Auftrag an die Mission Planning Section erfüllt.

Die Planung ist abgeschlossen. Oberstabsfeldwebel Eiblmaier und Feldwebel Astrid Süsser mit den fertigen Verlegebüchern, die den Tornadobesatzungen für Ihren Transatlantikflug übergeben werden. (Quelle: Luftwaffe/Stephan Jeglinski)
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