Feldlagerschutz in Mali – Erster Auslandseinsatz für Mantis

Feldlagerschutz in Mali – Erster Auslandseinsatz für Mantis

Der gefährlichste Einsatz, an dem sich die Bundeswehr beteiligt – MINUSMA. Hier werden Teile des Waffensystems Mantis zum ersten Mal im Ausland eingesetzt. Es sorgt für mehr Schutz der UN-Friedenstruppen im Camp Castor. Die Soldaten des 1. Einsatzkontingents wurden jetzt im heimischen Todendorf offiziell nach Mali verabschiedet. Mit dabei waren ihre Familienangehörigen und Vertreter der Patengemeinde.  Es ist ein ruhiger Sommermorgen, als in der Sahel-Region die Sonne aufgeht. In Gao, im Osten des Landes, knackt das Quecksilber schon um 6 Uhr die 30-Grad-Marke. Friedliche Stille – bis plötzlich eine Sirene laut aufheult. Luftalarm. Knapp 30 Sekunden später schlägt eine Mörsergranate in einen Material-Container ein. Niemand wird verletzt – zum Glück. Dank des Frühwarnsystems Mantis war schnell klar, wo und wann die Granate einschlägt.

Der erste Einsatzzug von Mantis. In Mali werden sie zeigen, was sie können. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Schutz vor Mörsern, Granaten und Raketen

So wie beschrieben, kann es in Mali jederzeit zur Realität werden. Oberleutnant Moritz Becker* weiß: „Die Weltgemeinschaft hat sich darauf geeinigt, in Mali für die Einhaltung der Menschrechte zu kämpfen. Ich bin stolz darauf, meinen Beitrag bei der UN-Mission leisten zu dürfen. Der Einsatz gilt als der gefährlichste, an dem sich die Bundeswehr im Moment beteiligt.“ Becker ist Kampfführungsoffizier bei Mantis – das modulare Schutzsystem für den Nah- und Nächstbereich um ein Feldlager. Es besteht aus Sensoreinheiten, einer Bedien- und Feuerleitzentrale (BFZ) und aus mehreren Geschütztürmen. In Mali, dem ersten Einsatz für das neue System, werden jedoch nur die Sensoreinheiten und die BFZ eingesetzt.

Bei einer möglichen weiter steigenden Gefährdungslage könnten die Geschütze jederzeit nachgezogen und nachträglich ins Gesamtsystem integriert werden. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Ein System, das Leben retten kann

Mit der Sensoreinheit erkennt Mantis anfliegende Geschosse rings um das Feldlager. Anhand der Flugbahn errechnet das System automatisch den Abschussort sowie Zeitpunkt und Ort des Aufschlages. Je nach Entfernung wird damit eine Frühwarnzeit von 20 bis 30 Sekunden geschaffen, in der sich die Soldaten in Sicherheit bringen können. „Wir haben lange mit dem System geübt. Jetzt können wir es zum Schutz unserer Kameraden einsetzen. Das ist ein gutes Gefühl“, sagt der 26-jährige Oberleutnant Becker über seinen ersten Auslandseinsatz. „Mantis bietet dort einen Mehrwert, der helfen kann, Menschenleben zu retten.“

In Mali wird Becker in der Bedien- und Feuerleitzentrale (BFZ) arbeiten. Sie empfängt und wertet alle Daten aus, die von den Sensoren erfasst werden. Bei jedem Wetter – bei Tag und Nacht. Gearbeitet wird dann im Schichtdienst. Neben Moritz Becker sitzt Hauptfeldwebel David Tal* an den Bildschirmen der BFZ. Der verheiratete Familienvater kennt das Einsatzleben. „Ich war als Gruppenführer des Sicherungszuges bereits zweimal im Kosovo. Anfangs war meine Frau noch skeptisch. Mittlerweile unterstützt sie mich aber voll und ganz“, sagt der 30-Jährige. „Wir hatten hier viel Zeit, unser System zu beobachten und zu verbessern. Das schafft Vertrauen in die Technik und lässt auch meine Frau ruhiger schlafen. Im Einsatz kommen dann noch Anpassungen des Systems an die klimatischen Verhältnisse.“

Der Arbeitsplatz von Tal und Becker: Die Bedien- und Feuerleitzentrale. (Quelle: Luftwaffe/Oliver Pieper)

Erster Einsatz für Todendorfer Soldaten

Seit 2013 ist die Flugabwehrraketengruppe 61 aus Todendorf mit Mantis ausgerüstet und bereitet sich auf den Einsatz zum Schutz von Feldlagern vor. Jetzt ist es so weit. Becker, Tal und 20 weitere Kameraden traten zum Abschiedsappell in ihrer Kaserne an. Der Zugführer meldete den Zug „einsatzklar“ und wurde vom Kommandeur, Oberstleutnant Nikolas Scholtka, offiziell in das 1. Einsatzkontingent nach Mali verabschiedet. Auch die Angehörigen waren dabei.  Nach der Devise „sense and warn“, sinngemäß „aufklären und warnen“, werden die Soldaten und das System erste Einsatzerfahrungen unter der afrikanischen Sonne sammeln. Oberstleutnant Scholtka weiß: „Die Männer und Frauen wollen zeigen, was sie können. Dazu wurden sie ausgebildet.“ Das 1. Kontingent wird vier Monate in Mali bleiben. Alles Weitere ist von politischen Entscheidungen abhängig. Typisch für das norddeutsche „Schietwedder“ gab es beim Abschiedsappell leichten Regen. Die Sonne war hinter einer dicken Wolkenschicht verschwunden. Neben einem Reisesegen der Standortpfarrerin übergab der Bürgermeister der Patengemeinde Lütjenburg, Dirk Sohn, ein Ortsschild seiner Stadt. Mit den Worten: „Passen Sie auf sich auf. Kommen Sie gesund zurück“, verabschiedete er die Männer und Frauen in den Einsatz. „Sie leisten einen bedeutsamen Beitrag zum Schutz der Kameraden und Menschen vor Ort. Das Ortsschild soll ihre Verbundenheit zur Heimat symbolisieren und das Heimweh während der Monate im Ausland verringern.“

Zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jedem Wetter erkennt die Sensoreinheit alle anfliegenden Geschosse. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

„Ich wollte nicht immer nur üben, üben, üben.“

Als Höhepunkt des Antretens bekamen die Soldaten des Einsatzzuges das offizielle Patch der Friedensmission verliehen. „Auch ohne die Geschütztürme können wir dort eine Menge leisten“, erklärt Becker. „Dabei sammeln wir wichtige Einsatzerfahrungen – dafür wurde unser System ja gebaut.“ Er und Tal sind stolz darauf, am 1. Kontingent des Malieinsatzes mit Mantis teilhaben zu dürfen. David Tal hat dafür sogar seine Dienstzeit bei der Bundeswehr verlängert. „Ich wollte nicht immer nur üben, üben, üben. Für mich ist es eine Ehre, im 1. Kontingent dabei zu sein.“  Das Material ist bereits auf dem See- und Landweg unterwegs nach Mali. In den Folgewochen fliegt ein sechsköpfiges Aufbauteam nach Gao, kurz darauf der Rest des Einsatzzuges. „Das Waffensystem ist sehr stabil. Wenn beim Transport nichts kaputt geht, sind wir schnell einsatzbereit“, sagte Kommandeur Scholtka. „Natürlich gehen meine Männer und Frauen mit einem mulmigen Gefühl in den Einsatz – das ist ja auch normal. Aber sie freuen sich darauf, dass sie zeigen werden, was sie können.“

* Namen zum Schutz der Soldaten von der Redaktion geändert.

Im Schichtdienst arbeiten Moritz Becker und David Tal eng zusammen. Sie wissen wie der Andere tickt und vertrauen einander. (Quelle: Luftwaffe/Johannes Heyn)

Autor: Philipp Rabe/Luftwaffe

 

 

 

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