Flug um Flug – Der Alltag einer A400M-Crew

Langsam öffnet sich die Wolkendecke und gibt den Blick auf einen feurigen Sonnenaufgang frei. Ein leichter Geruch von Kerosin liegt in der Luft. Ein neuer Tag beginnt für das Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf. Doch die Crew – zwei Piloten und zwei Ladungsmeister – beginnt den Tag bereits zwei Stunden vor dem geplanten Abflug.

31 Maschinen sind aktuell im Lufttransportgeschwader 62 stationiert. Quelle: Bundeswehr/Marvin Pflug

05:30 – Soldaten in Fliegerkombis treffen sich im Briefingraum. Der Raum füllt sich zügig. Aufmerksam wartet die Crew auf das Briefing. Ruhig, aber bestimmt beschreibt Fluglehrer Hauptmann Thomas die verschiedenen Abläufe. Er fliegt bereits seit vielen Jahren und ist ehemaliger Transall-Pilot. Viel Erfahrung kommt an diesem Tisch zusammen.

„Beim Briefing empfangen wir unsere vorbereiteten Unterlagen vom Gefechtsstand“, erklärt er. „Es werden wichtige Aspekte wie die Aufgabenverteilung, die Beladung und die Flugroute besprochen.“ Die Ladungsmeister bereiten derweil das Flugzeug vor.

Insgesamt dauert die Besprechung eine Dreiviertelstunde. „Im Winter müssen wir damit rechnen, die Maschine zu enteisen. Da treffen wir uns noch ein wenig früher vor dem geplanten Start“, erklärt Hauptmann Jörg. Heute werden angehende Offiziere der Luftwaffe von Memmingen abgeholt und nach Berlin geflogen, um verschiedene Luftwaffenstandorte zu besichtigen.

Ruhe vor dem Start: Ein ereignisreicher Flugtag beginnt. Quelle: Bundeswehr/Marvin Pflug

Sorgfältiger Check vor dem Start

07:00 – Etwa eine Stunde vor dem geplanten Take-off rollt ein Bus vor das Gebäude. Der Shuttle-Service zum Flugzeug. Jetzt geht es richtig los. Vor dem Anlassen der Triebwerke wird der A400M von außen und innen sorgfältig durchgecheckt.

Während die Ladungsmeister noch die Ladung verstauen, fahren die Piloten den Bordcomputer des Flugzeugs hoch und arbeiten routiniert die Checklisten ab. Punkt für Punkt, Schritt für Schritt liest der Kommandant die Liste vor, während der zweite Pilot überprüft. Kurz vor dem Anlassen der Triebwerke geht ein Pilot ein letztes Mal um das Flugzeug herum.

Er prüft, ob Rumpf, Tragwerk oder Propeller beschädigt sind. „We trust in thrust“, lächelt er. „Alles muss zuverlässig zusammenarbeiten.“ Die Piloten sind nun bereit zum Anlassen der Triebwerke. Damit sie sich voll und ganz auf die Systeme konzentrieren können, stellt sich Ladungsmeister Lars vor das Flugzeug und gibt den Flugzeugführern per Handsignal Bescheid, ob sich die Propeller drehen.

Die helle Farbe kennzeichnet den Ladungsmeister auch bei schlechter Sicht. Er beobachtet die anlaufenden Triebwerke. Quelle: Bundeswehr/Marvin Pflug

08:00 – Der Ladungsmeister kehrt ins Flugzeug zurück und verschließt die massive Tür mit einem kräftigen Ruck. Das Flugzeug ist nun bereit. Langsam rollt der A400M in Richtung Startbahn. Letzte Checklisten werden vor dem Start abgearbeitet. Der Tower gibt die Startfreigabe.

Wunstorf – Memmingen – Berlin – Wunstorf

08:10 – „Take your seats.“ Ruckartig beschleunigt das Flugzeug, bis es nach kurzer Zeit abhebt und dem Himmel entgegensteigt. Ein weißer Schleier legt sich auf das kleine unscheinbare Fenster, bis es ein Sonnenstrahl durch das Acrylglas schafft. Das Wolkenmeer ist durchbrochen und die Luft wird merklich ruhiger.

Während des Flugs arbeitet die eingespielte Crew konzentriert zusammen. Die Kontrolle der Systeme, Frequenzwechsel, Überprüfung der Ladung und viele weitere Aufgaben werden sorgfältig abgearbeitet. Nach etwa einer Stunde setzt der A400M zur Landung in Memmingen im Allgäu an und parkt auf einem Abstellplatz.

09:10 – Langsam öffnet sich die Laderampe und die angehenden Offiziere steigen ein. Kalte Winterluft füllt das Flugzeug. Vor Abflug erhalten alle Passagiere eine Einweisung zum Verhalten im Luftfahrzeug und während des Flugs. Ladungsmeister Bernd lädt das mitgebrachte Gepäck in die Maschine ein. Danach prüft er, ob die Soldaten richtig angeschnallt sind.

Flugbetriebliche Checklisten werden immer nach dem Vier-Augen-Prinzip abgearbeitet. Quelle: Bundeswehr/Marvin Pflug

Zeitgleich bereitet sich der Rest der Crew auf den Start in Richtung Berlin vor. Wieder gehen die Piloten ihre Checks durch und lassen die Triebwerke an. Während des Flugs haben die Soldaten die Möglichkeit, sich den A400M genauer anzuschauen und Fragen an die Crew zu stellen. Einige Offiziersanwärter wollen selbst Piloten werden. Ein kleiner Vorgeschmack auf den späteren Arbeitsalltag.

11:00 – Die Landung in Berlin verläuft genau wie geplant. Der A400M parkt neben der neu ausgelieferten Global 6000 der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung. Die Offiziersanwärter steigen in einen Bus um, während die A400M-Crew ihren letzten Flug des Tages zurück nach Wunstorf vorbereitet. Zwischen dem Trubel der startenden Zivilflugzeuge reiht sich der Militärtransporter ein und startet in Richtung Wunstorf. Der letzte Flug dieses Tages für Maschine und Crew.

13:30 – Nach der Landung auf dem heimischen Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf ist die Arbeit für die Crew aber noch nicht getan. Erst müssen wieder Checklisten abgearbeitet und die Fracht ausgeladen werden.

Der Flughafen Berlin-Tegel hat einen eigenen militärischen Abschnitt. Quelle: Bundeswehr/Marvin Pflug

A400M im „Schlafanzug“

Die Flugzeugbesatzung übergibt die Maschine an die Bodencrew. Sie bereitet den A400M auf die Stehzeit vor. Unter anderem werden rote Kennzeichnungsstreifen mit der Aufschrift „Remove before flight“ zum Schutz auf die Instrumentendüsen und andere empfindliche Bereiche des Flugzeugs aufgesteckt: eine Art Schlafanzug.

Umfangreiche Checks gewährleisten die Sicherheit im Flugbetrieb. Die roten Kennzeichnungsstreifen sind gut zu erkennen. Quelle: Bundeswehr/Marvin Pflug

14:00 – Im Debriefing wird der Flug nachbesprochen: Was lief gut? Was kann verbessert werden? Gab es Besonderheiten? Keine Auffälligkeit wird ausgelassen – man lernt nie aus. Anschließend verabschiedet sich die Crew und beendet ihren Arbeitstag.

„Always happy landings!“ Ein Spruch aus dem Fliegerleben. Quelle: Bundeswehr/Marvin Pflug

Autor: Marvin Pflug und Jörn Trautmann

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