Gedenken an einem besonderen Ort

Deutsche Soldaten, beerdigt in Israel auf einem deutschen Soldatenfriedhof. Gibt es das? Ja. In Nazareth, etwa eineinhalb Stunden Autofahrt von Tel Aviv entfernt.

In ganz Deutschland gedenken Menschen jährlich, zwei Sonntage vor dem ersten Advent, der gefallenen Soldaten und der Opfer von Terror und Gewalt aller Nationen, nicht nur der Deutschen.

Der Volkstrauertag ist ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Das heißt, es kann Einschränkungen an diesem Tag für die Bevölkerung geben, wie Tanzverbot oder aber auch, dass Filme, die nicht dem Charakter dieses Gedenktages entsprechen, aus dem Programm genommen werden können. Seit 1952 gibt es diesen Gedenktag in Deutschland. „Auch früher wurde schon den Gefallenen gedacht, aber in einem anderen Kontext als heute und nur den eigenen Deutschen“, betont Oberst Dr. Klaus Jürgen Haffner und weiter; „Heute mahnen wir an diesem Tag zum Frieden und bewahren gleichzeitig die Erinnerung.“ Er ist der Deutsche Militärattaché in Israel.

 

Oberst Dr. Klaus Jürgen Haffner spricht zu den Gästen auf dem Soldatenfriedhof in Nazareth (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 

Auch im Heiligen Land gedachte die Bundeswehr der gefallenen deutschen Soldaten und den Opfern von Terror und Gewalt. Auf dem einzigen deutschen Soldatenfriedhof in Israel, in Nazareth, sind 261 Luftwaffensoldaten der Bayerischen Fliegertruppe aus dem ersten Weltkrieg bestattet.

Auf Einladung Haffners nahmen auch die Vertreter anderer Nationen an der Feier teil. Indien wie Australien, Canada und Frankreich waren u.a. mit ihren Militärdiplomaten vertreten.

Buntes Bild: Internationale Beteiligung an der Gedenkfeier durch die Militärattachés (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 

Im ersten Weltkrieg kämpfte Deutschland an der Seite der Türken in Palästina. In Nazareth, wo die Deutschen ein Lazarett betrieben, wurden die Gefallenen nach Ende des Krieges beerdigt.

Am 20. Juli 1917 wurde in Oberschleißheim eine neue bayerische Fliegerabteilung 304 b aufgestellt. Diese wurde am 25. August 1917 mit 277 bayerischen Soldaten und ca. 300 Tonnen Material auf den Kriegsschauplatz Palästina verlegt und dem deutschen Asien-Korps der osmanisch-türkischen Heeresgruppe Y?ld?r?m zugeteilt. Leiter der Abteilung war Hauptmann Franz Josef Walz. Die Einsätze gegen Briten und Araber dienten vor allem der Luftaufklärung, aber auch der Abwehr gegnerischer Flugzeuge – besonders zum Schutz der Hedschasbahn – und der Bombardierung von militärischen Zielen.

Die Einheit traf im Oktober 1917 in Be’er Scheva ein und wurde am 25. Oktober in Iraq el-Manschiya (bei Gaza) stationiert. Nachdem die Briten am 31. Oktober 1917 diesen Ort erobert und Anfang November bei Gaza gesiegt hatten, mussten die sechs flugtauglichen Maschinen Richtung Norden verlegen, das Material wurde in Ochsenkarren abtransportiert. Die Einheit operierte zunächst vom Wadi Serrar aus, bevor sie Ende 1917 in der Nähe von Nazareth stationiert war.

Von den 16.000 deutschen (darunter im Ersten Weltkrieg auch jüdischen Glaubens) Soldaten wurden 1.000 getötet.

Nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel im Jahre 1965 wurde der Friedhof renoviert und seitdem durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gepflegt. Friedenssymbol ist ein Turm mit einer großen Glocke aus Deutschland.

Die Grabkreuze einiger Soldaten waren früher nicht zu übersehen, als sie noch nicht an diese zentrale Stelle verlegt wurden. Für die Flieger wurden sie traditionell aus den hölzernen Propellern ihrer abgestürzten Maschinen gefertigt. „Im Luftkampf bei Tulkarm gefallen“ ist in das Kreuz geschnitzt, welches am Grab von Rüdiger Freiherr von Künsberg stand. Sein Flugzeug war über dem Westjordanland in Brand geraten. Künzberg sprang ohne Fallschirm in den Tod.

Beduinen begruben ihn notdürftig in der Nähe der Absturzstelle. Wenig später wurde der Pilot der Bayerischen Fliegerabteilung 304 in Nazareth beigesetzt. Dieses Kreuz und ein paar weitere Grabkreuze sind noch im Aufgang des Turms erhalten.

Die Propeller abgestürzter Maschinen dienten als Grabkreuze und hängen nun im Glockenturm (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

Völkerverständigung

„Deutsche Kriegsgräberstätte“ ist in die Steinplatte neben dem Eingang gemeißelt. Der Reichsadler blickt grimmig nach Nazareth hinunter in den Talkessel in dem die Verkündigungskirche zu sehen ist. In der Stadt, in der nach der Überlieferung Jesus aufgewachsen ist, liegt der einzige deutsche Soldatenfriedhof in Israel. Neben dem wuchtigen „Turm der Treue“ mit der größten Glocke des Heiligen Lands öffnet sich die „Ehrenhalle“. Eine Treppe führt von dort hinauf zu den Grabkammern mit den sterblichen Überresten der Soldaten, die im Ersten Weltkrieg von der „Palästina-Front“ nicht in ihre Heimat zurückkehrten.

Im Jahr 1934 hatte Großbritannien das Friedhofsgrundstück für 999 Jahre an das Deutsche Reich verpachtet. Damals regierten die Briten als Mandatsmacht in Palästina.

„Gerade hier in Israel kommt einem deutschen Soldatenfriedhof weit mehr zu als anderswo. Hier ist er Symbol von Völkerverständigung, nicht nur unter den ehemaligen Kriegsgegnern sondern gerade auch zwischen Deutschland und Israel“, erläutert Haffner. Der Luftwaffensoldat hat noch ein weiteres großes Anliegen: „Die Glocke des Turmes ist noch gar nicht gesegnet. Irgendwie wurde das bis heute versäumt. Eigentlich ein Unding im katholischen Glauben.“ Und so hat er sich zum Ziel gesetzt dies als bald nachzuholen. Ein weiteres symbolträchtiges Projekt der Deutschen Soldaten in Israel.

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261 Deutsche sind auf dem Soldatenfriedhof in Nazareth begraben (Quelle: Luftwaffe/Jane Schmidt)

 

 

Autor: Matthias Boehnke

 

 

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