Segelflugausbildung in der Luftwaffe

Seit 2013 gibt es die Segelflugausbildung in der Luftwaffe. Ziel ist es, den Führungsnachwuchs der Luftwaffe mit den Besonderheiten der dritten Dimension vertraut zu machen.

Im Oktober vergangenen Jahres feierte eine Idee ihren fünften Geburtstag, die zu Beginn von vielen belächelt wurde: Die Segelflugausbildung für Offiziersanwärter in der Luftwaffe. Quelle: Bundeswehr/Ingo Bicker

Überzeugungsarbeit war zu leisten

Bis im 110.Offiziersanwärter-Lehrgang der Luftwaffe die erste Segelflugausbildung als Pilotversuch durchgeführt werden konnte, musste viel Überzeugungsarbeit geleistet, zahlreiche Hürden überwunden und ein tragfähiges Konzept entwickelt werden. Mit Unterstützung des Deutschen Aero Clubs wurde ein Programm erarbeitet, das notwendige theoretische Grundlagen enthält, darüber hinaus aber im Kern aus 20 bis 25 Windenstarts bestehen sollte. Da die Luftwaffe im Bereich des Segelfluges über keinerlei eigene Ressourcen verfügt, musste über eine europaweite Ausschreibung zunächst ein ziviler Anbieter gefunden werden, der die Ausbildungskapazitäten bereitstellen konnte. Letztendlich wurde man am Rande des Teutoburger Waldes bei der Segelflugschule Oerlinghausen fündig, der größten Segelflugschule in ganz Europa.

An drei Standorten wird ausgebildet

So konnte im Oktober 2013 für die ersten Hörsäle der Offizierschule der Luftwaffe der Startschuss fallen. Diese inzwischen etablierte und bewährte Kooperation mit der Segelflugschule hat bis heute Bestand und wurde im Laufe der Zeit um die Fliegerschule auf der Wasserkuppe erweitert, um die benötigte Anzahl an Ausbildungsplätzen generieren zu können. Wurden zu Beginn nur wenige Hörsäle ausgebildet, so sind es mittlerweile jährlich ca. 600 Nachwuchskräfte, die per Segelflugzeug in die Luft gehen. Inzwischen findet die Segelflugausbildung nicht nur in Oerlinghausen und auf der Wasserkuppe statt, sondern, seit Oktober 2017, auch auf dem Flugplatz der Otto-Lilienthal-Kaserne im mittelfränkischen Roth, der zukünftigen Heimat der Offizierschule der Luftwaffe.

Das Medium der Luftwaffe, die Dritte Dimension, wird für den Führungsnachwuchs erlebbar. Quelle: Bundeswehr/Ingo Bicker

Etabliert und erfolgreich

Alle Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärter der Luftwaffe nehmen im Rahmen des Offiziersanwärter-Lehrgangs, am viertägigen Modul „Erleben der dritten Dimension“ teil. In einem weiteren Modul erwerben die Anwärterinnen und Anwärter für den Fliegerischen Dienst in Vorbereitung auf den dualen Bachelor-Studiengang Aeronautical Engineering vor Studienbeginn die Segelfluglizenz. Ein recht sportliches Unterfangen, denn alle theoretischen und praktischen Ausbildungsabschnitte, inklusive der notwendigen Prüfungen, werden in einem sechswöchigen Seminar absolviert. Bis heute konnten mit überwältigender, positiver Resonanz der Teilnehmenden, rund 2.500 Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärter die dritte Dimension hautnah erleben, weitere 130 konnten erfolgreich die Segelfluglizenz erwerben. Die Führung der Luftwaffe konnte sich mehrfach vor Ort ein Bild von dieser fliegerischen Ausbildung machen. Die Ausbildung wurde mittlerweile mehrfach evaluiert und so konnte ein für die Zukunft Erfolg versprechendes Gesamtkonzept entwickelt werden.

Erfolg hat viele Väter

Für Oberst Harald Rattay, aus dem Kommando Luftwaffe, einem der geistigen Väter der Segelflugausbildung, war es von Anfang an besonders wichtig, dass die, im Rahmen der Offiziersausbildung geplanten, praktischen Anteile wesentlich gestärkt werden. Das Medium der Luftwaffe, die Dritte Dimension, sollte für den Führungsnachwuchs erlebbar werden. Wichtig war dabei auch, niemanden zum Einstieg in ein Segelflugzeug zu zwingen. Das war allerdings auch gar nicht notwendig, ist doch die Begeisterung für diesen Ausbildungsabschnitt ungebrochen hoch. Das Wichtigste in der Erfolgsbilanz ist aber, dass es bis heute keinen Flugunfall oder -zwischenfall gegeben hat. Damit dies auch zukünftig so bleibt, wurden von Anfang an die zuständigen Behörden für die Flugsicherheit mit ins Boot geholt. Zusammen mit der Bezirksregierung Münster, dem Luftamt Nordbayern und der Polizei, wurde die Segelflugausbildung auch rechtlich auf sichere Beine gestellt, zudem hat die Bundeswehrflugsportgruppe Otto-Lilienthal bei der Implementierung der Ausbildung am Standort Roth tatkräftig unterstützt.

Hoher Stellenwert und positive Aussenwirkung

Ohne die engagierte Mitarbeit aller Beteiligten wäre die inzwischen über fünfjährige Erfolgsgeschichte definitiv nicht möglich gewesen.

Stellvertretend für die Luftwaffe bedankte sich Oberst Harald Rattay im Mai dieses Jahres im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Roth bei allen Beteiligten für die bisherige Unterstützung und die exzellente Zusammenarbeit. Besonders erfreut zeigte sich Rattay über die Teilnahme des Präsidenten des Deutschen Aero Clubs, Herrn Stefan Klett, da sie zeige, welch hohen Stellenwert und positive Außenwirkung die Segelflugausbildung inzwischen auch weit über die Luftwaffe hinaus genieße. Rückblickend kann die Luftwaffe ein rundum positives Fazit ziehen, denn neben dem erlebbar machen der dritten Dimension, leistet die Segelflugausbildung einen wertvollen Beitrag zur Prägung des Führungsnachwuchses im Sinne des Teams Luftwaffe. Insbesondere das Teambuilding wird spürbar gefördert, da Segelflug nur im Team funktioniert. Zudem werden die Teilnehmenden an eine tolle Sportart herangeführt, wie Stefan Klett unterstrich.

Auch auf der Wasserkuppe findet die Ausbildung statt. Quelle: Bundeswehr/Ingo Bicker

Ausblick

Das überwältigende Feedback der jungen Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärter sowie auch deren Vorgesetzten zeigt, dass die Luftwaffe vor gut fünf Jahren die richtige Weichenstellung vorgenommen hat. Die Evaluation hat das vollständige Erreichen der Lehrgangsziele bestätigt. Die Segelflugausbildung wird deshalb auch zukünftig ein fester Bestandteil der Offizierausbildung der Luftwaffe bleiben, wobei die Ausbildungskapazitäten in Roth im Hinblick auf die Verlegung der Offizierschule der Luftwaffe in die Otto-Lilienthal-Kaserne sukzessive gesteigert werden sollen.

Autor: Daniel Reif

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