Von der Ostsee in die Eifel

Von der Ostsee in die Eifel

Das Zischen übertönt sogar den brüllenden Motorenlärm des 15-Tonners. Auch der Blick in den Rückspiegel verheißt nichts Gutes: eine Qualmwolke zieht am Launcher entlang, einem Raketen-Abschussfahrzeug. Oberstabsgefreiter Christian Kraus lässt sein vierachsiges Schwerfahrzeug, auf dem er vier PATRIOT-Raketen transportiert, noch bis zu einer Ausfahrtsspur irgendwo auf der A 61 westlich von Köln ausrollen. Reifenpanne und nix mit ADAC, den gelben Engel müssen er und sein Kamerad Benjamin Flack selber spielen.

Drei Reifenpannen bedeuten viel Zeitverlust

Knapp zwei schweißtreibende Stunden später war es geschafft und der wuchtige Reifen gewechselt. Ähnlich erging es vier weiteren Kameraden, die auf dem zweitägigen Marsch von der Nord- und Ostsee zwei Reifenwechsel unter erschwerten Bedingungen machen mussten. „Angesichts der Tatsache, dass wir mit insgesamt 240 Fahrzeugen zwischen 730 und 780 Kilometer unterwegs waren, ein vertretbarer Schnitt“, findet Major Matthias Benkert, Staffelchef der 4. Staffel der Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGrp) 26 aus Husum. Eine weitere Staffel hat ebenfalls aus Husum zum Fliegerhorst Büchel verlegt, zwei Staffeln kommen von der FlaRak-Gruppe 24 aus Bad Sülze / Mecklenburg-Vorpommern.

Rollende Tankstelle

Mindestens alle viereinhalb Stunden ist ein sogenannter „Technischer Halt“ zu machen, bei dem die beiden Fahrer wechseln. „Das nutzen wir auch dazu, um unter anderem die Verzurrung der Kanister zu prüfen, in denen normalerweise die Flugabwehrlenkkörper gelagert sind“, berichtet Christian Kraus. Für die Tankstellenpächter sind die 38 Kolonnen-Fahrzeuge der 4. Staffel mit den zappelnden, blauen Fahnen an den Kotflügeln aber kein Geschäft. „Wir haben unsere eigene Tankstelle dabei“, so der FlaRak-Soldat und deutet auf die beiden olivgrünen LKWs, die riesige Tanks auf der Ladefläche transportieren.

Tankstopp ohne Tankstelle: die Logistiker der Flugabwehrraketengruppen haben eine „Tankstraße“ eingerichtet (Quelle: Bundeswehr/Philipp Kloss)

Corona hat auch Vorteile

„Ziele, Luftangriffe Ausfälle – wir können zuhause vieles simulieren, aber eine Verlegung muss man real durchführen“, findet der Staffelchef. Zwei Herausforderungen gab es diesmal: die weite Entfernung für die Transport-LKWs und die Corona-Schutzmaßnahmen bei zunehmend angespanntem Infektionsgeschehen. In den Fahrzeugen gilt die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, in den engen Kabinen der Feuerleitstände sowieso. Damit nicht genug: bis die 89 Soldaten der 4./26 – unter ihnen auch drei Frauen – an ihrer Stellung auf dem weitläufigen Fliegerhorst in der beschaulichen Eifel sind, passierten sie zwei Fiebermessstationen. Corona bietet bei allen Vorsichtsmaßnahmen aber eine höchst willkommene Annehmlichkeit: statt wie üblich in irgendwelchen Turnhallen dürfen die Übungsteilnehmer diesmal in Hotels und schicken Ferienhäusern übernachten. So lassen sich die vierzehn Übungstage im Zweischichtbetrieb gut ertragen.

Von der flachen Küste in die hügelige Eifel: die FlaRak’er sind mindestens zweimal im Jahr auf Übung unterwegs (Quelle: Bundeswehr/Max-Joseph Kronenbitter)

Autor: Max-Joseph Kronenbitter

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