Wiedersehen mit dem Weltmeister nach 30 Jahren

Wiedersehen mit dem Weltmeister nach 30 Jahren

1990 wurde Deutschland in Rom Fußballweltmeister. Mit dabei war auch die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung, die die Siegermannschaft aus Italien abholte. Der damalige Flugbegleiter, Obergefreiter Edgar Ludwigs, stand dabei im Mittelpunkt. Er lernte den Siegtorschützen Andreas Brehme kennen. Nun sind sich beide erneut begegnet.

Edgar Ludwigs nahm seinen Mut zusammen und bat Finaltorschütze Andreas Brehme, den WM-Pokal einmal halten zu dürfen. (Quelle: Edgar Ludwigs)

Es gibt Geschichten, die schreibt nur der Fußball. Jeder kennt dieses Sprichwort, das sich immer wieder als wahr herausstellt. Eine dieser Geschichten hat die Luftwaffe vor genau 30 Jahren mitgeschrieben.
Der damalige Obergefreite Edgar Ludwigs befand sich auf der Zielgeraden seiner Ausbildung zum Flugbegleiter bei der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung. Eine Woche vor seinem Lehrgangsende kam der Anruf aus Köln. Sein Chef plante ihn für einen Flug nach Rom ein. Sein allererster Einsatz als Flugbegleiter – und was für einer!

Die Passagiere waren keine Geringeren als die frisch gekrönten Fußballweltmeister. In dem dramatischen Finale am 8.Juli 1990 in Rom bezwang die deutsche Fußballnationalmannschaft Argentinien mit 1:0. Andreas Brehme behielt in der 85. Minute beim Strafstoß nach Foul an Rudi Völler die Nerven und bezwang den als „Elfmeter-Killer“ bekannten argentinischen Torhüter Sergio Goycochea. Deutschland wurde damit das dritte Mal Weltmeister und revanchierte sich an Argentinien für die Final-Niederlage 1986 in Mexiko.

Helmut Kohl entsendete die Flugbereitschaft

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl veranlasste als Anerkennung für die Leistung, dass die Mannschaft von der Regierungsmaschine der Flugbereitschaft abgeholt wurde. Einen besseren Erstflug konnte es für Edgar Ludwigs nicht geben. So begrüßten er und seine Kameraden die müden Weltmeister an Bord. „Wir haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Nach unzähligem Händeschütteln und Dopingkontrollen waren wir erst gegen zwei Uhr im Hotel, wo wir natürlich ausgiebig gefeiert haben“, erinnert sich Siegtorschütze Andy Brehme heute.

Edgar Ludwigs hatte ein Plakat mit dem Mannschaftsfoto und wollte jeden darauf unterschreiben lassen. Das verhinderte Sepp Meier mit seiner freundlichen, bayrischen Art: „Du kannst doch nicht jetzt alle hier unterschreiben lassen. Ich mach das für dich und besorg dir die Unterschriften“. Und der legendäre Torwarttrainer hielt Wort.
Während des Fluges tanzte Andy Brehme mit dem Pokal feiernd durch den Flieger. Der junge Obergefreite fasste sich ein Herz und bat ihn, den Pokal einmal halten zu dürfen. Verschwörerisch schaute sich Brehme links und rechts um, ob die beiden beobachtet wurden und gab Ludwigs den Pokal. „Eigentlich ist das nicht erlaubt aber hier halt ihn mein Junge“, flüsterte Brehme dem jungen Ludwigs zu. Zum Glück war einer von Ludwigs Kameraden zur Stelle, zog seine Kamera heraus und hielt diesen Moment für die Ewigkeit fest.

„Ich bin etwas grauer geworden“

30 Jahre nach dem Triumpf brachte die Luftwaffe die beiden nun wieder zusammen. Auf dem Gelände der Flugbereitschaft in Berlin Tegel stand ein A321 der Regierungsflotte bereit. Edgar Ludwigs ist heute 52 Jahre alt und Versicherungskaufmann. Sofort erklärte er sich bereit, nach Berlin zu fahren, um Andreas Brehme erneut zu begegnen. Auch der damalige Nationalspieler stimmte der Idee sofort zu und reiste aus München nach Berlin. „Schön Sie wiederzusehen, gut sehen Sie aus!“, begrüßte Brehme Ludwigs. „Danke ich freue mich auch, aber ich bin etwas grauer geworden“, entgegnete der heutige Oberfeldwebel a.D. „Das geht uns allen so“, scherzte der heute 59-jährige Weltmeister.
Natürlich wurde das Foto von damals nachgestellt. Für den Pokal sorgte die Flugbereitschaft. „Dieser Pokal war auch 2014 mit in Rio, wo wir das letzte Mal Fußballweltmeister wurden und unsere Bundeskanzlerin zum Finale gebracht haben“, erklärte ein Besatzungsmitglied, als er Andy Brehme den Pokal überreichte.

30 Jahre nach dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft traf Edgar Ludwigs Andreas Brehme erneut. (Quelle: Bundeswehr/Johannes Heyn)

Andreas Brehme präsentierte sich den Angehörigen der Flugbereitschaft so, wie man ihn während seiner gesamten Fußballerlaufbahn wahrgenommen hat – bodenständig, sympathisch und nahbar. Er schrieb allen Autogramme und sorgte bei Edgar Ludwigs für ein weiteres unvergessliches Erlebnis.

Autor: Stephan Jeglinski

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